Was steckt hinter dem Begriff? Worum geht es?

Narrativität bezeichnet die Verknüpfung mehrerer Ereignisse zu einer sinnstiftenden Erzählung. Die Auswahl, Auslassung und Anordnung der Erzählelemente produziert Bedeutung.
Es wird ein bestimmter Zusammenhang hergestellt, der die gewählten Aspekte werden vergegenwärtigt. "Vergegenwärtigung durch Erzählen" ist Grundlage für die Aneignung von Vergangenheit.
Narrativität gilt als zentrales "Struktur-Merkmal historischen Wissens". (Lücke/Zündorf, Einführung in die Public History, S. 39-40)
Es geht um die Organisation von Erzählungen:

  • Was wird erzählt? Was nicht?
  • Wie ist die Erzählung aufgebaut? Warum?
  • Wo beginnt/endet die Erzählung? Wieso?
  • Was ist die Message? Weshalb?
  • Welche Inhalte, Vorstellungen und Werte transportiert die Erzählung? Wodurch?

Historisches Erzählen verbindet in einem regelgeleiteten, also nicht beliebigen Prozess "zwei zeit- und zustandsdifferente Zeitpunkte" miteinander. Damit werden Historizität und Alterität erfahrbar.
Zentral ist dabei die Vermittlung der "empirisch gesättigte[n] und lebenspraktisch wirksame[n] Erfahrung, dass Herrschaft, soziale Differenzierungen und Ungleichheiten alternativ gedacht werden können."
(Lücke/Zündorf, Einführung in die Public History, S. 40-41)

"Historisches Erzählen soll dabei bestimmten Regeln folgen, die als empirische, narrative und normative Triftigkeit bezeichnet werden.
Damit ist gemeint, dass sich historische Erzählungen auf Quellen stützen (empirische Triftigkeit) und dass sie Erzählformen folgen,
die in unserer Kultur als zustimmungsfähig gelten (narrative und normative Triftigkeit)." (Lücke/Zündorf, Einführung in die Public History, S. 41)


/!\ Spannungsverhältnis zwischen Historischem Erzählen / Narrativität &  

  • empirische Triftigkeit  _ quellenbasierte, abgesicherte Erzählung
  • Publikumserwartung   _ etablierte konsensfähige Erzählform, ästhetische Sättigung historischer Imagination (Lücke/Zündorf, Einführung in die Public History, S. 10)



Audiowalk-spezifische Erzählelemente

Sprache

  • Ein Audiowalk ist ein Sprechmedium. Sein Inhalt wird maßgeblich durch gesprochenen Text vermittelt.
    Anders als beim Schreiben fürs Lesen, geht es beim Schreiben fürs Hören darum, dass der Text leicht gesprochen und gehört werden kann.
    dazu: von La Roche, W. (2017). Fürs Hören schreiben. In: von La Roche, W., Buchholz, A. (eds) Radio-Journalismus. Journalistische Praxis. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-10796-3_2

Ansprache

Stimmen & Sprecher*innen

  • Wer spricht & wie klingt das?
  • Was macht die Sprecher*innenposition aus?
  • Welche Perspektiven können welche Sprecher*innen einbringen? Welche nicht?
    => Multiperpektivität

Tempo

  • Wie ist der Audiowalk zeitlich strukturiert?
  • Gibt es einen Rhythmus? / angenehmen Hörfluss?
  • Sind Wechsel nachvollziehbar?

Performativität



Zum Modus des Audiowalks

  • Wege gehören dazu. Wege als Teil des Audio-Walks zu verstehen hilft, nicht nur die Länge der Audiodateien, sondern die Gesamtdauer im Blick zu behalten.
    Eventuell auch die Wege bespielen: Klare Hinweise: Wo stehen bleiben? Wann ca. weitergehen? => Es soll schon ein Audio-WALK kein Audio-STAND werden.
  • Pausen auch. Wann sind Pausen?
  • Guide-Funktion. Moderation kann gezielt Weghinweise geben.
  • Gelände einbinden. Es geht nicht nur um Vermittlung von historischen Fakten. Was ist rechts & links des Weges? Es geht um Orientierung im Raum + konkrete Verknüpfung von Themen, Geschichte & Ort.
  • klares Angebot & Offenheit. Wie sich Rezipient*innen den Audiowalk anhören, sich im Gelände bewegen usw. kann man sowieso nicht kontrollieren, wollen wir auch nicht.



CHECKLISTE

Narrativität / Erzählung

  • Einstieg/Ende: Gibt es einen Start- & Endpunkt der Erzählung?
  • klare, bedachte Auswahl: Was soll & kann erzählt werden? Was nicht?
  • Inhalte sind empirisch triftig/quellenbasiert
  • zielgruppengerechte Einordnung/Kontextualisierung
  • nachvollziehbare Struktur & Erzählform: Wie ist die Erzählung aufgebaut? Warum?
  • Übergänge
    • zeitliche Sprünge werden klar markiert
    • Perspektivwechsel werden gekennzeichnet (Kontextualisierung / Beschreibung / andere*r Sprecher*in)

Performativität

  • Verknüpfung von Vergangenheit/Gegenwart/Zukunft
  • Text fürs Hören
  • Auswahl von Sprecher*innen
  • räumliche Orientierung: Gelände einbinden
    • auf Details hinweisen
    • Sicht(-achsen) beschreiben

Guide-Funktion

  • klares Angebot bieten mit Offenheit für individuelle Aneignung
  • Ortswechsel werden durch gezielte Weghinweise vorbereitet
  • Gehwege & -dauer + Pausen mitbedenken
  • klarer Modus der Ansprache



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