Was steckt hinter dem Begriff? Worum geht es?

Authentizität: In diesem Kontext wird Authentizität durch einen Zuschreibungs- und Beglaubigungsprozess von Menschen ihren historischen Objekten gegenüber konstruiert (authentifizieren). Darüber, ob etwas als authentisch wahrgenommen wird, entscheidet der Faktor Plausibilität. Dieser ist beeinflusst durch die Person selbst, nimmt sie etwas als glaubwürdig wahr, und auch durch Expert*innen, wie beurteilen Historiker*innen die „Echtheit“. Spezifische Präsentationen von Objekten (z.B. in der Vitrine, aufwändig restaurierte Kunst etc.) verstärken, dass Objekte als authentisch wahrgenommen werden. Authentisches Erleben kann in Reenactments aber auch an historischen Orten eine Körpererfahrung sein, wodurch Emotionen und Empathie eine besondere Rolle bekommen (Gundermann, Schlüsselbegriffe der Public History, S. 19-43).

Historische Imagination: In einem dialektischen Prozess werden bestehende Vorstellungs-bilder über die Vergangenheit, welche bei jeder Person anteilig unterschiedlich durch individuelle und kollektive Einflüsse geprägt sind, durch Auseinandersetzung mit neuen Informationen verändert. Durch Erzählen als Versprachlichung können mithilfe neuer Quellen/Perspektiven auf Quellen alternative Imaginationsangebote geschaffen werden, die mit bestehenden Vorstellungen in Konkurrenz treten. (Lücke/Zündorf, Einführung in die Public History, S. 41f.). Historische Imagination bietet die Möglichkeit, sich der Vergangenheit anzunähern. Jedoch bleibt die Kluft dazwischen und der eigenen Gegenwart unüberwindbar, da kein Nacherleben, kein Nachfühlen möglich ist (Gundermann, Schlüsselbegriffe der Public HIstory, S. 212f.).

Inwiefern sind Authentizität & Historische Imagination wichtig für Public History Produkte?

  • PH-Produkte sollten an bestehende Imaginationen anschlussfähig sein. Im Sinne einer kritischen Praxis geht es dabei nicht um größtmögliche Zustimmung, sondern darum, dass bestehende Bilder verändert/revidiert/spezifiziert werden können.
  • Um historische Imaginationsprozesse in Gang zu setzen, können PH-Produkte als Anregung dienen, weshalb sie in ihrer visuellen und inhaltlichen Gestaltung das Interesse des Publikums wecken sollen.
  • PH-Produkte sind danach zu befragen, inwiefern sie eine Referenz zur Wirklichkeit konstruieren.
  • Historische Orte sollten danach untersucht werden, wie an ihnen Authentizität konstruiert wird / durch welche Mittel diese inszeniert wird / und wo aber auch der historische Ort verändert ist (Verwitterung, Umbau, Neunutzung, Restauration)

CHECKLISTE

Ganz konkret: Woran kann man das im Audiowalk festmachen?

Ansprache der Hörer*innen:

  • Werden die Hörer*innen als diejenigen angesprochen, die darüber entscheiden, ob sie den Ort als authentisch wahrnehmen?
  • Sind die Narrative über die Orte für bestehende Bilder anschlussfähig?
  • Regen die Audio-Walkstationen dazu an, die bisherige Narrative zu hinterfragen?

Inhaltliche Aspekte:

  • Werden die Orte in ihrer jeweiligen Historizität mit den verschiedenen Zeitkontexten thematisiert? (was wurde wann gebaut, verändert etc.)
  • Wie wird die Wahrnehmung des "authentischen Ortes" inszeniert? (z.B. über Gedenktafeln "hier passierte xy" / hist. Foto als Teil des Ortes heute)
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