Vordere Augenkammer wird beurteilt hinsichtlich:
- des Inhalts (physiologisch ist die VAK zellarm)
- Blut (Hyphäma)
- Eiter (Hypopyon)
- Fibrin - erscheint flockig
- Zellen (Flare - frei schwimmende Zellen und dadurch bedingt Trübung der VAK, es kommt zur Lichtbrechung; Präzipitate - sedimentierte Zellen)
- Linsenluxation
- Verlagerung der Linse nach anterior oder posterior durch reißen oder nachgeben der Zonulafasern
- es kommt zu einer Trübung der Linse, da die Ernährung über das Kammerwasser nur noch schlecht/gar nicht gewährleistet wird
- beim Hund oft primär bedingt (v.a. genetisch) - vermehrt beim Jack Russell Terrier, Teckel, Jagdterriern, Shar Pei
- i.d.R. ein Notfall, weil:
- die eingekeilte Linse die Kammerwasserdynamik stört
- es sekundär zu einem Glaukom kommen kann
- das Hornhautendothel durch die Linse geschädigt wird
- Hunde sind meist 4-6 Jahre alt, wenn es zu einer Luxation kommt
- bei Katze und Pferd fast immer sekundär bedingt durch eine chronische Uveitis → daher eher kein Notfall, da Erkrankung bereits länger besteht
- Behandlung:
- Klärung der Grundursache
- Senkung des Augeninnendrucks auf < 20mmHg
- Entfernung der luxierten Linse
- CAVE: bei prädisponierten Hunderassen luxiert die 2. Linse häufig innerhalb eines Jahres
- der Tiefe
- flach/tief
Erkrankungen der Iris
Missbildungen
- Iris-Kolobom
- fehlen von Irisgewebe
im Kolobombereich fehlen Sphinkterfasern, weshalb die daraus resultierende unregelmäßiger Pupillenform (Dyskorie) entsteht; manchmal auch Anschein von zwei Pupillen (Dikorie) oder mehreren Pupillen (Polykorie)
- Membrana pupillaris persistens (persistierende Pupillarmembran)
- Reste des anterioren embryonalen Gefäßnetzes
- kongenitale Veränderung
- können auf der Irisoberfläche verlaufen und über die Pupille ziehen
- können frei in der Vorderkammer flottieren
- können zur Hornhaut als Membrana pupillaris persistens cornea adhaerens ziehen
- können zur Linsenoberfläche ziehen als MPP lentis adhaerens
- können mit oder ohne Katarakt auftreten
Entzündungen der VAK = Uveitis
- jede Art von Entzündung ist eine akute Gefährdung der Funktion des Auges als Sinnesorgan
- Ätiologie der Uveitis
infektiös (endogen/exogen)
traumatisch
immunbedingt
idiopathisch
Katze: FeLV, FIP, FIV, Toxoplasmose
Hund: Ehrlichiose, Leishmaniose, Anaplasmose, (Borreliose), Toxoplasmose, Neosporose
Rind: BKF, (IBK), TME (Haemophilus somnas),Tuberkulose, Leptospirose, Toxoplasmose, (Listeriose), Vergiftungen (z.B. Blei), Lymphome ...
Schafe, Ziegen: Mykoplasmen, Toxoplasmose, Elaeophorosis (Wurm, der Thrombosen von Hirngefäßen verursacht), Thiamindefizit, Trypanosomiasis, (Listeriose)
Schweine: alles, was Vaskulitis auslöst
- Blut-Augenschranke
- Blut-Kammerwasserschranke
- endothelial: Irisgefäße
- epithelial: Ziliarkörperepithel
- Blut-Kammerwasserschranke
- Blut-Retinaschranke
- endothelial: Endothel der retinalen Gefäße
- epithelial: retinales Pigmentepithel
- Blut-Retinaschranke
Nomenklatur:
anteriore Uveitis (Iridozyklitis): Iris und Ziliarkörper
posteriore Uveitis: Chorioditis, Chroioretinitis
Endophthalmitis: Entzündung der gesamten Uvea
Panophthalmitis: Entzündung aller Schichten
- akute Uveitis → schmerzhaftes Auge
- Symptome:
- Photophobie
- Blepharospasmus
- Epiphora
- injizierte sklerale Gefäße
- Miose
- tiefer Augeninnendruck (weiches Auge)
- Symptome:
→ Epiphora, injizierte sklerale Gefäße, Miose → als Abwehrtrias bezeichnet
- Folgen einer chronischen Uveitis:
HH-Trübung
Verklebungen zwischen der Iris und der vorderen Linsenkapsel (Synechien)
Katarakt
→ diese Folgen entstehen auf Grund eines ein entstehendes Hornhautödems, wodurch kein Kammerwasser
mehr vom Hornhautepithel weggepumpt werden und es lagern sich Präzipitate ab
- Linsenluxation
- Glaukom → durch eine Uveitis lagern sich Zellen und Fibrin im Kammerwinkel ab, dadurch kann das Kammerwasser nicht mehr ablaufen
- Phthisis bulbi - geschrumpftes Auge durch extrem niedrigen Augeninnendruck, systemisch und lokal behandeln
Vorgänge Iritis/Zyklitis
Schwellung
Zusammenbruch der Blut-Augen-Schranke
Neubildung präiridealer fibrovaskulärer Membranen - Rubeosis iridis
Miose - Kardinalsymptom der Uveitis
- und Folgen einer chronischen Uveitis (s.o.)
- Vorgänge Chorioretinitis
- Einlagerungen von Blut oder Fibrin in den Glaskörper
- Netzhautödem, -blutung, -ablösung
- Glaskörperverflüssigung mit der Folge von Netzhautablösungen/Netzhautnarben, da mehr Platz zwischen den beiden Schichten
- und Folgen einer chronischen Uveitis (s.o.)
Equine rezidivierende Uveitis (ERU)
- Synonyme: Mondblindheit, periodische Augenentzündung
- häufigste Erkrankung der Uvea beim Pferd
- häufigste Erblindungsursache beim Pferd
- Inzidenz 12-15%
- mögliche Ätiologie
- Infektion mit Leptospira ssp.
- immun-mediiert (Kreuzreaktivität - die Epitope der Leptospiren sind den Oberflächen der Augenproteine sehr ähnlich, daher AK Bildung gegen Augenproteine möglich , ELA-9)
- genetisch bedingt - alle gepunkteten Pferderassen haben Prädisposition für eine Uveitis
- Einteilung in anteriore, posteriore oder Panuveitits
- Typ der Schubentwicklung:
- klassisch (akut - ruhig)
insidious (dauerhafte milde/unterschwellige Entzündung - wird erst bemerkt, wenn die Pferde blind sind)
- Stadium der Erkrankung:
akut - Schmerz und erkennbare Entzündung
- ruhig - schmerzfrei, aber mit Anzeichen vorangegangener Entzündungsschübe
- Endstadium - blind, phthisisch. letztendlich zerstört
- zusätzliche Untersuchungen
- Serologie und Kammerwasserprobe zur Untersuchung auf Leptospiren-AK-Titer (wichtig für die Therapie)
- Anzüchtung, PCR aus Glaskörper-Probe
- Differenzialblutbild, Chemogramm
Therapie der Uveitis - gilt für ALLE Tiere!
- antiphlogistische Therapie
- lokale Steroide (Prednisolon, Dexamethason 3-4* tägl.)
- subkonjunktivale Injektion (Methylprednisolon)
- systemische Steroide (Prednisolon)
- lokale NSAID´s (Diclofenac, Keterolac (VetMed Präparat in Portugal), Nepafenac 3-4*tägl.)
- systemische NSAID´s (Carprofen, Meloxicam, Flunixin-Meglumin (Pferd)
- Mydriatika/Zykloplegie
- Mydriasis wichtig, damit die Verklebungen zwischen Iris und vorderer Linsenkapsel so gering wie möglich sind
- lokale Therapie mittels Atropin oder Zyklopentolat (Initial 2-3* tägl.); UAW: Speicheln durch bitteren Geschmack, reduzierte Tränenproduktion
- systemische Therapie erst nach abgeschlossener Diagnostik möglich und entsprechend der Grunderkrankung
- spezifische Therapie
- auf den jeweiligen Patienten angepasst
- lokal Prednisolonacetat , Zyklopentolat und Dexpanthenol
- systemisch wirkende NSAID´s
- Lichtschutz
- Chirurgie
- Vitrektomie - macht nur Sinn, wenn durch Leptospiren verursachte Uveitis vorliegt
- sehr invasiv, Zugang über eine pars plana Sklerotomie
- Austausch des Glaskörpers durch eine ,,balanced saline solution,, - alle Bestandteile und Leptospiren werden ausgespült
- 90-98% rezidivfrei
- bereits bestehende Schäden am Auge schreiten aber weiter fort
- Vitrektomie - macht nur Sinn, wenn durch Leptospiren verursachte Uveitis vorliegt
- Ciclosporin - Implantat
- Zugang ebenso über eine pars plana Sklerotomie
- 75-80% rezidiv frei
- aber Fortschreiten von bereits bestehenden Erkrankungen am Auge
- Ciclosporin - Implantat
Neoplasien
- Rubeosis iridis
- Naevus - daraus kann Melanom entstehen
- Tumor - bei Unsicherheiten, ob es sich um eine Masse handelt oder nicht lieber einen Ultraschall machen
- vor allem Melanom, ist häufigster primärer Iristumor, bei Katzen malignes und aggressives Wachstum → ENUKLEATION ; bei Hunden eher benigne, beobachten und mittels Laserbehandlungen behandeln
- Lymphom, häufigster sekundärer Tumor, bei Katzen häufig FeLV assoziiert, bei Hunden gute Ergebnisse durch Chemotherapie zu erzielen
- Iriszyste
Störungen der Pupillenmotorik
- Atrophie der Irismuskulatur
- meist ist der Sphinktermuskel
- oft bei älteren Tieren (Pudel)
- selten auch nach chronischer Entzündung
- iatrogen verursacht
- Miose durch Pilocarpin oder Prostaglandin Analogika
- Mydriase durch Atropin, Tropicamid oder Phenylephrine