Clifford Geertz (1926-2006) ist neben Turner, Victor der wichtigste Vertreter der Reflexiven Anthropologie. Sein Werk: "Works and Lives" (dt. "Die künstlichen Wilden") gilt als Auslöser der Writing Culture-Debatte.
Laut Geertz muss jede Kultur wie ein Text gelesen werden, dessen Urheber sämtliche Mitglieder einer Gesellschaft sind. Der Ethnograph kann sich also lediglich interpretatorisch, also hermeneutisch diesem Text annähren.
Die von ihm mitgeprägte Methode ist die der Dichten Beschreibung.
Kulturbegriff
"Der Kulturbegriff, den ich vertrete und dessen Nützlichkeit ich in den folgenden Aufsätzen zeigen möchte, ist wesentlich ein semiotischer. Ich meine mit Max Weber, daß der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnene Bedeutungsgewebe verstrickt ist, wobei ich Kultur als dieses Gewebe ansehe. Ihre Untersuchung ist daher keine experimentelle Wissenschaft, die nach Gesetzen sucht, sondern eine interpretierende, die nach Bedeutungen sucht. Mir geht es um Erläuterungen, um das Deuten gesellschafttlicher Ausdrucksformen, die zunächst rätselhaft scheinen. Diese Ankündigung, ein Programm in einem Satz, bedarf jedoch selber der Erläuterung."
Geertz, Clifford (1987): Dichte Beschreibung. Bemerkungen zu einer deutenden Theorie von Kultur. In: ders.: Dichte Beschreibung. Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt/Main, Suhrkamp, S. 9.