Die Extended Case Method stammt von Max Gluckman und läuft ähnlich einer Beweisführung vor Gericht ab. Es werden kleine soziale Ereignisse, wie das Aufeinandertreffen mehrerer Menschen und deren Interaktion beobachtet. Dabei stellt sich der Forscher folgende Fragen: Wer ist involviert? Was passiert? Welche Konsequenz ergibt sich daraus? Welche Verhaltensweisen und Einstellungen zeigen sich?

Bei dieser Methode treten soziale Praxis und Konflikte zutage, wie beispielsweise der Konflikt zwischen der normativen Regel und dem Regelbruch. Man spaltet dann die Ereignisse mithilfe eines Sequenzprotokolls auf. Kommentare von direkt Beteiligten oder Unbeteiligten geben Aufschluss über die Entstehung der Ereignisse oder die Beziehungen der an dem sozialen Ereignis beteiligten Menschen. Dabei ist zu beachten, dass „Kein Kommentar“ auch ein Kommentar ist und sehr aufschlussreich sein kann.

Um vergangene Ereignisse aufzudecken und einen Zusammenhang zu den aktuellen herzustellen, gibt es folgende zwei Möglichkeiten: erstens kann der Forscher in verschiedenen Archiven nach Schriftstücken suchen, möglich sind hierbei beispielsweise koloniale Aufzeichnungen, lokale Tagebücher, Märchen, Mythen und Gedichte. Hier gilt, Märchen und Mythen können durchaus Geschichte beinhalten, Gedichte wiederum sind verdichtete ethnographische Schilderungen. Über schriftliche Aufzeichnungen hinaus kann der Forscher versuchen, die oral history, die mündliche Geschichte in Erfahrung zu bringen. Dies funktioniert am besten, indem man die Alten einer Gesellschaft befragt. Sie wissen nicht nur am meisten über alte Rituale und Mythen und über die Vergangenheit ihres Volkes, sondern geben ihr Wissen auch ausgesprochen gerne weiter. Das heißt, auch bei anderen Fragen, die zu untersuchende Gesellschaft betreffend, sollte man auf jeden Fall die Älteren befragen.

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