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Kommentar: Migrated to Confluence 4.0

Die Daten, die bei einer Feldforschung gesammelt wurden, müssen geordnet und komprimiert werden. Das Ziel ist die dichte Beschreibung der Verhältnisse und auf wenigen Seiten viel auszusagen. Dabei kann man sich im ersten Moment noch auf die eigene Intuition stützen. Dies wird jedoch nicht ausreichen. Es gilt blinde Flecken in der Betrachtung zu erkennen und sich selbst Denkanstöße zu geben. Dafür gibt es einige Tricks, derer sich der Forscher bedienen kann. Durch das Verändern der Perspektive mithilfe von Gedankenexperimenten und Spielen kann ein Zugang zu den Daten und ihrer versteckten Bedeutung gewonnen werden. Ferner stellen die Daten das Rohmaterial der späteren Analyse dar. Die Theorie muss aus ihnen heraus und nicht umgekehrt entstehen, weshalb es unabdingbar ist, sich ständig den Kontext, also die Situation der Feldforschung vor Augen zu halten. Nur so werden die Daten lebendig.

Arbeitstricks

Erstens kann der Forscher stets aufs Neue Memos und Erläuterungen schreiben. Den Prozess des Schreibens begleitet ein expliziter Denkprozess. Bei wiederholtem Aufschreiben von Daten durchdenkt der Forscher die Erkenntnisse und kann sie immer wieder neu anordnen. Da es kein unmittelbares Verstehen gibt, ist die Beschäftigung und schlichte Betrachtung der Daten durch mehrmaliges Aufschreiben äußerst wertvoll für den Verstehensprozess. Dieser verläuft kreisförmig, das heißt Erkennen, Schreiben und die Analyse können nicht getrennt werden.

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Wie eingangs erwähnt ist die Sozial- und Kulturanthropologie eine verstehende Wissenschaft, der es um die Bedeutung von Kulturmerkmalen, Symbolen und Ritualen geht. Die Frage des „Warum?“ wird ausgespart, da es nicht um Kausalzusammenhänge geht. Um sie zu umgehen, betrachtet der Forscher alles, was er beobachtet als Koinzidenz, als Zufall. Es geht nicht um die Frage, wie die verschiedenen Institutionen und anderes entstanden sind, sondern, wofür sie da sind. Nun kann man Indizien für Zusammenhänge suchen. (Null-Hypothese-Trick)

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Letztendlich steht jedoch der soziale Code im Vordergrund. Welche Codes lassen sich im Feld erkennen und wie geht der Forscher damit um? Konkrete Situationen verknüpft der Forscher automatisch mit abstrakten Konzepten. Das tut er bereits durch die Benennung eben jener Situationen (zum Beispiel mit dem Begriff Heirat). Schon die Forschungsfragen können solche Konzepte beinhalten. Deshalb ist es nötig eigene neue Kategorien zu entwickeln und , das Vorverständnis der lokalen Wirklichkeit anzupassen. Jede Abstraktion von konkreten Gegebenheiten muss bewusst vollzogen werden, automatische Abstraktionen arbeiten mit Common-Sense-Modellen. Durch jenes Kodieren wird es nun möglich das Forschungsmaterial zu ordnen beziehungsweise zu systematisieren. Man unterscheidet zwischen zwei verschiedenen Arten des Kodierens: theoretical coding bedeutet, der Forscher versucht bekannte Theorien und Konzepte in den Daten wiederzufinden, zum Beispiel Habitus, Klasse, symbolisches Kapital und zu untersuchen, ob diese für das Feld, sie Situation vor Ort wichtig sind. Grounded Coding stellt die Umkehrung dazu dar: aus den Daten heraus werden Theorien aufgestellt. Man erkennt sich wiederholende Themen und fasst sie zusammen. Die eigenen Codes müssen hinterfragt werden und zusammengefasst, differenziert und in Bezug zu anderen Zusammenhängen gesetzt werden.

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