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Kommentar: Migrated to Confluence 4.0

Der Begriff Habitus umfasst die Art des Menschen in der Welt zu sein. Habitus ist vorbewusst und schließt Körperlichkeit, Geschmack, Bewertungen der ihm begegnenden PhänomeneHabitus, maßgeblich geprägt durch Pierre Bourdieu, beschreibt Praxisformen und Repräsentationen, die von einer spezifischen Lebenswelt und Erfahrung geprägt sind. Er umfasst Geschmack, Bewertungen, Gefühlslagen, Lebensentwürfe, Handlungsstrategien, Körperhaltungen aber auch spontane Reaktionen auf Situationen etc. mit ein. Er ist von der spezifischen Lebenswelt und den Erfahrungen und Überzeugungen geprägt, also im Sozialisationsprozess erworben. Der Habitus ist kollektiver als die westliche Welt mit der . Sie alle sind inkorporierte soziale, also im Prozess der Sozialisation erworbene Strukturen. Anders als die Ideologie des Individualismus zu vermitteln versucht. Ein bestimmter Habitus tendiert vielmehr dazu von einem bestimmten Umfeld (z.B. Familie, Lehrer, Freunde) auf ein Individuum weitergegeben zu werden, wobei die einzelnen habituellen Stereotypen in diesem Zusammenhang als Verdichtungen der Geschichte genau der Gesellschaft angesehen werden können, in der sie auftreten. Habitus ist die Inkorporierung des Sozialen, also all dessen, was die Lebenswelt dem Einzelnen vorlebt. Gleichzeitig besteht das Soziale selbstverständlich aus der Summe aller Individuen, womit hier eine Dialektik besteht. Man spricht von der "Interiorisierung der Exteriorität" und der "Exteriorisierung der Interiorität" (Bourdieu ).

Es gibt grundlegende Habitusformen, also Systeme und Strukturen, die sich aus einem spezifischen Typus von Umgebung konstituieren, beispielsweise die materiellen Existenzbedingungen. Es sind die in der Umgebung existierenden Regelmäßigkeiten, die Strukturen erst hervorbringen. Habitusformen erschaffen Praxisformen und Repräsentationen, die nicht erzwungen sind, sondern schlicht als normal angesehen werden. Die Art und Weise, das eigene Leben zu strukturieren, die Ziele und Statussymbole beispielsweise, die kollektive Übereinstimmung der Form des sozialen Zusammenlebens ohne einen planenden "Dirigenten" im Hintergrund. Die Praxisformen und Praktiken, auch jene, die es ermöglichen unvorhergesehenen neuartigen Situationen entgegenzutreten, sind durch die implizite Vorwegnahme von deren Folgen, nämlich durch die vergangenen Bedingungen der Entstehung eben jener Praktiken determiniert.  (Bourdieu )

, beschreibt der Habitus kollektive Strukturen, die sich in einer spezifischen Umgebung herausbilden. Es sind die in der Umgebung existierenden Regelmäßigkeiten, die Strukturen erst hervorbringen, weshalb der Habitus dahin tendiert, sich durch die Generationen hindurch zu reproduzieren.

Die für einen spezifischen Typus von Umgebung konstitutiven Strukturen (etwa die eine Klasse charakterisierenden materiellen Existenzbedingungen), die empirisch unter der Form von mit einer sozial strukturierten Umgebung verbundenen Regelmäßigkeiten gefasst werden können, erzeugen Habitusformen, d. h. Systeme dauerhafter Dispositionen, strukturierte Strukturen, die geeignet sind, als strukturierende Strukturen zu wirken, mit anderen Worten: als Erzeugungs- und Strukturierungsprinzip von Praxisformen und Repräsentationen, die objektiv „geregelt“ und „regelmäßig“ sein können, ohne im Geringsten das Resultat einer gehorsamen Erfüllung von Regeln zu sein; die objektiv ihrem Zweck angepasst sein können, ohne das bewusste Anvisieren der Ziele und Zwecke und die explizite Beherrschung der zu ihrem Erreichen notwendigen Operationen vorauszusetzen, und die, dies alles gesetzt, kollektiv abgestimmt sein können, ohne das Werk der planenden Tätigkeit eines „Dirigenten“ zu sein.

aus: Bourdieu, Pierre 1976/1972: Entwurf einer Theorie der Praxis auf der ethnologischen Grundlage der kabylischen Gesellschaft. Suhrkamp, Frankfurt a.M. S. 164fDer Habitus kann sich durch neue Erfahrungen, die Einbettung eines Menschen in einen anderen sozialen Kontext, verändern, sich vollständig austauschen kann er jedoch nicht.