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Schriftliche Überlieferung/ Ausübung

Mündliche Überlieferung/ Ausübung

Geistlich (ein Erlöser einer anderen Welt wird erwartet)

weltlich

Sind universal oder könnten es sein

Begrenzen sich auf eine Gruppe und/ oder Sprache

Können eine „ursprüngliche Religion“ einschließen

Sind Basis für die Entwicklung der Weltreligionen

Abgetrennter Aktionsbereich der Religion

Keine Trennung zwischen religiösem und sozialem Bereich, dadurch keine klare Trennung von sakralem und profanem Bereich.

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(Bowie 2000: 23)

Bowie ist der Meinung, dass diese Kategorisierung eher einem geistigen Konstrukt als der Realität entspricht. Der Konfuzianismus beispielsweise wird als Weltreligionen anerkannt, die Ausbreitung beschränkt sich jedoch auf Südostasien und er kann nicht getrennt von der Idee der sozialen Ordnung in China betrachtet werden, weswegen Bowie seine Universalität anzweifelt. Im Gegensatz dazu stellt sich Bowie die Frage, ob das Judentum mit seiner Idee der matrilinearen Vererbung als universal betrachtet werden kann. Nach Bowie sind es die Gläubiger der verschriftlichten Religionen selbst, die einen starken Einfluss der Religion in ihrem Alltag fordern. (Bowie 2000: 24)

Bowie stellt sich weiterhin die Frage, welche Gemeinsamkeiten Weltreligionen haben und ob „ursprüngliche Religionen“ diese Gemeinsamkeiten nicht aufweisen. Dabei verweist Bowie auf die Beziehung von Religion und kulturellen Phänomenen, egal ob bei Weltreligionen oder „ursprünglichen Religionen“. Auf der einen Seite gibt es verschiedene Gemeinschaften, die einer gemeinsamen Religion angehören. Auf der anderen Seite werden verschiedene Religionen innerhalb einer Gemeinschaft ausgeübt. Laut Bowie gibt es hierin keinen Unterschied zwischen den Kategorien Weltreligionen und „ursprünglichen Religionen“. (ebd.) Eine Ausnahme scheinen diejenigen neuen religiösen Bewegungen zu sein, die sich selbst als Pagans (im Deutschen: (Neu-) Heiden) bezeichnen. Diese Bewegungen überschreiten kulturelle und sprachliche Grenzen von Gemeinschaften und berufen sich dennoch auf die Wichtigkeit der Zugehörigkeit zu bestimmten Orten und Lokalitäten wie in den „ursprünglichen Religionen“. Sie betonen den mündlichen und lokalen gegenüber dem schriftlichen und universalen Aspekt. Gläubiger von Weltreligionen, sowie Menschen, die sich bisher zu keinem Glauben bekannt haben, treten zu diesen Bewegungen über. Dies ist laut Bowie normalerweise ein Charakteristikum für Weltreligionen. Darüber hinaus wird eine weitere Entwicklung deutlich, die das Weltbild der Pagans betrifft. Pagans glauben an ein pantheistisches Weltbild und nicht an ein Weltbild mit der Erlösung Gottes wie in den Weltreligionen. Gott ist in der pantheistischen Weltsicht nicht personifiziert und allmächtig, sondern eins mit dem Kosmos und der Natur.

 Stevens Stevens präsentiert in der Einleitung des Sammelbandes Anthropology of Religion, ein Modell mit dem eine weitere Unterscheidung zwischen Religionen möglich wird. Dabei ist das Modell laut Stevens nicht auf alle, aber auf einen großen Teil der Kosmologien anwendbar. Er spricht von vertikalen und horizontalen Beziehungen. Die vertikalen Wechselbeziehungen bestehen zwischen den Menschen und einem Allmächtigen, sowie anderen Göttern, Helden, Ahnen, Geistern und anderen spirituellen Wesen, wobei sich die Geister und spirituelle Wesen auf der Ebene der Menschen befinden. Bei den horizontalen Wechselbeziehungen handelt es sich um Beziehungen zwischen Menschen und Hexen bzw. Kräften, die wirken. Dabei erwähnt Stevens, dass die Religionen des „Westens“ auf die vertikalen Wechselbeziehungen ausgerichtet sind und Religionen mit horizontalen Wechselbeziehungen als Aberglaube betrachtet werden. Dies sei nicht immer so gewesen: vor drei Jahrhunderten hatten die horizontalen Wechselbeziehungen im Westen ebenfalls eine Bedeutung. (Stevens 2011: 41ff) Diese Unterscheidung führt m.E. jedoch ebenfalls zu einer bewussten, wertenden Trennung zwischen den Religionen.

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