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(weitere Populärheilige siehe: Migration und Populärheilige in Mexiko und den USA)

Populärheilige in Kuba

Der Dezember stellt für die Verehrer von Populärheiligen in Kuba einen herausragenden Monat dar. Am 17.12. beispielsweise ist der Tag des San Lazaro, des Schutzheiligen Kubas. So kommt es jedes Jahr im Dezember zu einer riesigen Pilgerschaft. (ca. hunderttausend Menschen) Einige wenige Pilger zu San Lazaro inszenieren das Leiden, indem sie beispielsweise durch die Straßen mit einem Stein an den Fuß gekettet kriechen. Diese Art der Pilgerschaft ist jedoch eher sensationell und nicht sehr verbreitet.

Die Virgen de la Caridad ist ein Nationalsymbol, vorrangig geprägt durch Veteranen der Befreiungskriege (um 1860). Sie war ein Symbol der Befreiung, während die Kubaner für ihre Unabhängigkeit kämpften. Das war später als in den meisten anderen spanischen Kolonien, die sich um 1810/12 unabhängig machten. Kuba hatte vom Kolonialsystem durchaus profitiert. Infolge der Unabhängigkeitskämpfe gelingt es Kuba zwar sich von den spanischen Kolonisten zu befreien, es wird aber gleichzeitig eine Quasi-Republik, ähnlich einer Kolonie der Vereinigten Staaten.

Vor der Castro-Revolution gab es in Kuba einen weitverbreiteten, jedoch zutiefst heterogenen Ethnokatholizismus. Kurz vor Ausbruch der Revolution wurde die Virgen de la Caridad von allen Seiten vereinnahmt und gedeutet, weshalb die Pilgerschaft nach Kuba höchst umstritten wurde. Auch während die Revolution noch anhielt war noch kein tiefer Konflikt zwischen Staat und Kirche abzusehen. Verschiedene katholische Institutionen wie die Hochzeit werden von den Revolutionären übernommen. Erst nach der Revolution entsteht ein starker Zwist.

Da wie eingangs erwähnt Populärheilige stets die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse widerspiegeln, empfand die kubanische Regierung die Verehrung eines Schutzheiligen als Kritik am System. Bis zu den 90er Jahren, in denen sich durch eine Wirtschaftskrise vieles auf Kuba veränderte, gab es einen Konflikt zwischen der kubanischen Führung und der katholischen Kirche. Die kommunistische Führung hatte lange Zeit versucht, die Bevölkerung zur Wissenschaft und weg von der Religion zu erziehen. So liest die Führung die Heiligenverehrung als eine Kritik an dem wissenschaftlichen Atheismus und aufgrund der speziellen Heilungsbitten an San Lazaro als eine Kritik an dem Gesundheitssystem Kubas. Vor der Castro-Revolution gab es in Kuba einen weitverbreiteten, jedoch zutiefst heterogenen Ethnokatholizismus.

Der Heiligenkult ist ähnlich wie in Mexiko auf der persönlichen Ebene. Seit den 90ern gibt es allerdings eine neue Sichtbarkeit der Religion im Alltag. Von Pilgerstätten abgesehen, finden sich die Populärheiligen auch auf Hauspartys im familiären Rahmen wieder. Hier verbinden sich moderne Massenerscheinungen wie Rock’n’Roll-Musik mit den tradierten Heiligenkulten.