Um sich von den eigenkulturellen Kategorien so gut es geht zu lösen, ist es ein guter Anfang sich diese zunächst einmal bewusst zu machen. Da Kategorien Verdichtungen von Geschichte sind, empfiehlt sich hierzu ein Blick auf eben diese, wobei aus naheliegenden Gründen vor allem Europa betrachtet wird. Selbstverständlich erheben die folgenden Ausführungen keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie versuchen vielmehr wiederzugeben, was in der Vorlesung zur Sprache kam.
Der Calvinismus
Die Calvinisten (ab Mitte des 16.Jh) vertraten den Glauben, dass Gott bereits zu Anbeginn der Zeit festgelegt hätte, welche Menschen für den Himmel und welche für die Hölle bestimmt seien. Die Menschen selbst wussten nicht, ob sie nach dem Tod ins Paradies kommen oder der ewigen Verdammnis anheim fallen würden, als einziger Indikator für die Gnade Gottes galt individueller, wirtschaftlicher Erfolg. Wer Reichtümer anhäufte, konnte davon ausgehen, für das Paradies bestimmt zu sein.
- Betonung der Wichtigkeit des wirtschaftlichen Erfolgs
- Betonung des Individualismus
René Descartes
Descartes (1596-1650) Ausspruch "Ich denke, also bin ich." basiert auf dem Umfassenden Prinzip des Zweifels. Descartes ging von der These aus, dass sich grundsätzlich alles anzweifeln ließ, außer die Tatsache, dass man zweifele. Das man aber zweifelte bedeutete, dass man dachte und um zu denken musste man schließlich existieren. Diese Erkenntnis führte in der abendländischen vor allem zu zweierlei:
- Das "denkende Ich" wird zum Zentrum der abendländischen Philosophie
- Das "Ich" wird als strikt von der es umgebenden Objektwelt getrennt betrachtet
Immanuel Kant
Kant (1724-1804) beschrieb die Aufklärung als den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit, wobei er die Menschen aufforderte: "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" In seiner "Kritik der reinen Vernunft" stellt Kant dann die Frage nach den "Bedingungen der Möglichkeiten von Erkenntnis".
- Die Vernunft wird selbst Gegenstand des Zweifels
- Nach der Kant'schen Kritik stellt sich die Frage, was die Ordnung der Dinge bewirkt, wenn es Gott nicht ist.
Bildung von Nationalstaaten
Im Laufe des 18. Jh. kam es in Europa vermehrt zur Bildung von Nationalstaaten.
- Konstituierung einer abstrakten Gemeinschaft, die über die "Face to Face Gemeinschaft" hinaus geht.
- Betonung von Grenzen und Unterschieden
Der Triumph der Naturwissenschaften
Im Zuge der technischen Neuerungen in Europa stellte sich spätestens im Verlaufe des 19. Jh. ein Glaube an Fortschritt und Naturwissenschaft ein. Im Jahre 1859 wurde Charles Darwins Werk "The Origin of Species" (dt. "Die Entstehung der Arten") veröffentlicht, in dem Darwin seine Evolutionstheorie darlegt. Seine Ideen wurden rasch auch auf sozial-anthropologische Fragestellungen übertragen (siehe Evolutionismus). Die Ordnung der Dinge verlief jetzt nicht mehr hin zu Gott, sondern entlang der Zeit. Generell ging man davon aus, alle Aspekte der Welt (einschließlich Menschen, Geschichte usw.) im Rahmen von weltumspannenden Großtheorien und mit naturwissenschaftlicher Exaktheit erklären zu können.
- Fortschrittsglaube
- Positivismus
- Universalitätsanspruch der Naturwissenschaften, Aussparung jeglicher Form der Metaphysik
- Glaube an die Objektivität der eigenen Wahrnehmung
Industrialisierung
Im Rahmen der Industrialisierung wurde die Produktion in große Fabrikanlagen verlegt. Um möglichst schnell, möglichst viel Kapital akkumulieren zu können, mussten die Maschinen nach Möglichkeit ohne Unterbrechung laufen. Im Rahmen der Einführung von Schichtarbeit wurde es nötig, das Zeitsystem zu vereinheitlichen. Zudem kam es zur Bildung von Klassen, die sich über den Zugang zu Produktionsmitteln definierten. (vgl. Karl Marx)
- Vereinheitlichung des Zeitsystems
- Massenproduktion und Konsum wurden ermöglicht
- Trennung von Beruf und Privatem