In seinem Werk "Methoden der Feldforschung" formuliert Roland Girtler folgende 10 Gebote:
Der Feldforscher sollte:
- einigermaßen nach den Sitten und Regeln der Einheimischen leben, ihre Rituale achten und sich entsprechend kleiden.
- großzügig und unvoreingenommen sein, um Werte erkennen zu können und nicht nach eigenen Grundsätzen zu urteilen.
- nicht abfällig über seinen Gastgeber und jene Leute reden, mit denen er Bier, Wein, Tee oder anderes getrunken hat.
- sich ein solides Wissen über die Geschichte und die sozialen Verhältnisse aneignen und deshalb zunächst Friedhöfe, Märkte, Wirtshäuser, Kirchen oder ähnliche Orte aufsuchen.
- sich ein Bild von der Geographie der Plätze machen, an denen er forschen will, und zu diesem Zweck das Gebiet ablaufen und einen Weg finden, es von Oben zu betrachtet.
- über das Erlebte möglichst ohne Vorurteile berichten; ehrliches Nachdenken, Reflexion und Selbstkritik werden durch das Führen eines Tagebuchs angeregt.
- ero-epische Gespräche führen, die Menschen dabei nicht als bloße Datenlieferanten betrachten und mit ihnen so sprechen, dass sie sich geachtet und nicht unter Druck gesetzt fühlen.
- lernen, seinen Gesprächspartner einzuschätzen, um nicht hereingelegt oder bewusst belogen zu werden.
- sich nicht als Missionar oder Sozialarbeiter aufspielen; er ist kein Richter, sondern Zeuge.
- eine gute Konstitution haben, um sich am Acker, in Kneipen, in der Kirche, in noblen Gasthäusern, im Wald, im Stall, auf staubigen Straßen und auch sonstwo wohl zu fühlen; dazu gehört die Fähigkeit, jederzeit zu essen, zu trinken und zu schlafen.
aus: Roland Girtler (2002): Methoden der Feldforschung. 4., völlig neu überarbeitete Auflage. Böhlau Verlag, Wien, Köln, Weimar