Die feministische Anthropologie gibt es seit den 1970er Jahren, obwohl es auch vorher schon weibliche Anthropologinnen gab, wie Benedict, Ruth, Mead, Margaret. Sie haben sich in ihrer Schreibweise und dem wissenschaftlichen Arbeiten aber an die gängige Art und Weise ihrer männlichen Kollegen gehalten.
Erst 1974 wurden die ersten 2 Bänder mit feministischen Werken veröffentlicht: 1. Michelle Rosaldo und Louise Lamphere „Women, Culture and Society" in dem auch der Aufsatz von Ortner, Sherry erschien; und 2. Rayner Reiter „Toward an Anthropology of Women". Sie versuchten auf die Frage zu antworten, warum Frauen überall auf der Welt von Männern unterdrückt werden. Diese Anthropologinnen hatten alle sehr unterschiedliche Ansichten, warum Frauen unterdrückt werden.
Die feministische Anthropologie hat sich nicht nur mit der Unterdrückung der Frauen beschäftigt, sondern auch mit der Fragen des Geschlechts. Als Erste hat sich mit diesem Thema Gayle Rubin 1975 auseinandergesetzt. Sie hat den Begriff „sex/gender Systems" geprägt. In diesem Modell seht ihr ein drei Stufen- Modell, wie sich die Forschung entwickelt hat. Bis in die 1960er Jahre ging man davon aus, dass das Geschlecht biologisch geprägt ist. Gayle Rubin hat in den 1970er das Geschlecht aus zwei Richtungen betrachtet, dem Biologischen und dem Sozialen (Sex und Gender). Aus dieser Sicht ging hervor, dass das soziale Geschlecht durch das biologische geprägt ist: man erzieht ein Mädchen wie ein Mädchen, weil es weibliche Geschlechtsmerkmale hat. Seit den 1990er Jahren hat sich durchgesetzt, dass das biologische Geschlecht auch aus der sozialen Sicht geprägt werden kann (Transgender). Die beiden Geschlechter(biologisch und sozial) lassen sich also nicht so leicht trennen, sind eng miteinander verwoben.
Die feministische Anthropologie hat auch erforscht, dass es nur in der europäischen Gesellschaft üblich ist zwischen 2 Geschlechtern zu unterscheiden. Es gibt in vielen Kulturen mehr als 2 Geschlechter, z.B. Mohave- Indianer haben 4 verschiedene soziale Geschlechter. Noch ein Beispiel dafür sind die „Hijra" in Indien.
(Quelle: Ü Fach- und Theoriegeschichte im WS 09/10, Referatsskript der AG "Postkolonialismus und Feminismus", 04.02.10)