Die Erkrankung wird ausgelöst durch das Bakterium Brachyspira hyodysenteriae, es gehört zu den Spirochäten. Diese führen zu einer der wichtigsten Darminfektionen der Schweine weltweit. Charakteristisch sind chronische Krankheitsverläufe mit grauen bis hämorrhagisch-fibrinösem Durchfall. Nennenswert sind die wirtschaftlichen Verluste durch schlechte Futterverwertung, geringe Mastleistungen, direkte Tierverluste und Bekämpfungskosten. Es sind neun Serogruppen von Brachyspira beschrieben.
Die Virulenzfaktoren sind nur unzureichend bekannt, bisher beschriebene Virulenz-assoziierte Eigenschaften:
Latent infizierte und rekonvaleszente Schweine (bis 70 Tage p. i.) schleppen den Erreger in den Bestand ein. Möglicherweise kann auch eine Übertragung durch Ratten und Mäuse stattfinden. Besonders betroffen sind Läuferschweine und jüngere Mastschweine. Begünstigt wird die Erkrankung durch Umweltfaktoren wie Stress, Futterumstellung, mangelnde Hygiene usw. Ein Synergismus mit anderen Erregern wird diskutiert.
Es kommt zur oralen Aufnahme, dann Vermehrung in den Becherzellen des Dickdarms und dort zu vermehrter Produktion von Mukus. Durch Schleimhautnekrosen in der Dickdarmmukosa kommt es zur verringerten Resorption und damit zu exsudativen Durchfällen.
Die Krankheitsverläufe können akut bis chronisch verlaufen, perakute Todesfälle sind möglich. Der Krankheitsbeginn ist durch eine schlagartige Entleerung des Dickdarms gekennzeichnet wodurch die Flanken einfallen. Weiter Anzeichen sind:
In der Pathologie sind folgende Veränderungen zu erkennen:
Dem Erregernachweis kommt eine besondere Bedeutung zu. Die mikrobiologische Diagnostik mittels Anzüchtung ist für die Differenzierung, die Resistenzbestimmungen und die Therapiekontrolle sehr wichtig. Hiermit ist auch eine Bestandsinfektion auszuschließen. Untersuchungen mittels Phasenkontrastmikroskopie, Dunkelfeldmikroskopie oder Immunfluoreszenzmikroskopie sind hinweisend, bieten aber keine eindeutige Diagnose. Für die mikrobiologische Untersuchung werden Kotproben und Kolonschleimhaut gewonnen. Zum Direktnachweis kann auch eine PCR genutzt werden. Die indirekte Immunfluoreszenz wird für die Speziesdifferenzierung (serologisch mit Kaninchenserum) genutzt. Ein völlig sicherer Beweis für die Erregerfreiheit ist kaum möglich, weil z.T intermittierende Ausscheidung oder nur geringe Mengen an Erregermaterial. Serologisch kann der Erreger nicht nachgewiesen werden.
Es kommen folgende Erkrankungen in Frage: Salmonellose, Schweinepest, Colidiarrhö der Absatzferkel, Coronavirusinfektionen (TGE, EVD), Rotavirusinfektionen, intestinale Adenomatose und die intestinale Spirochätose.
Die wichtigste Therapie ist die Antibiose mit Tiamulin, Valnemulin, Tylosin oder Lincomycin. Achtung, es besteht eine zunehmende Resistenz bei Pleuromutilinen (Tiamulin, Valnemulin), Resistenzen gegen Tylosin und Lincomycin sind außerdem weiter zunehmend. Deshalb ist eine genaue Untersuchung der Brachyspira- Isolate nötig. Zudem empfiehlt sich eine strikte Antibiotika-Gabe auch 3 Wochen über die Klinik hinaus, sodass eine Persistenz im Dickdarm vermieden wird. Weitere Maßnahmen beinhalten die orale Rehydratation zum Ausgleich der Flüssigkeitsverluste. Tiere, die krankheitsbedingt weniger Futter aufnehmen, sollten parenteral behandelt werden. Dafür sind Tiamulin und Tylosin (10 mg/kg) sowie Lincomycin (15–20 mg/kg) geeignet.
Wichtig sind vor allem hygienische Maßnahmen: Einführen von latent infizierten Schweinen verhindern, regelmäßige Reinigung & Desinfektion, Schadnagerbekämpfung (Entwesung), Kotentfernung, Gülledesinfektion mit Cyanamid, Zukauf aus erregerfreien Beständen. Zugekaufte Tiere sollten zudem erst eine Quarantänezeit durchlaufen. Bisher ist es leider nicht gelungen einen wirksamen Impfstoff herzustellen.
Durchfall, Einteilung nach der Krankheitsentstehung, online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Durchfall#Einteilung_nach_der_Krankheitsentstehung (Stand 1.04.2020)
Vancomycin, online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Vancomycin (Stand 1.04.2020)
Lincomycin, online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Lincomycin (Stand 1.04.2020)
Selbitz, H; Truyen, U; Valentin-Weigand, P: Hrsg. (2015): Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre,10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag
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Skript der Skripten-AG "Spezielle Mikrobiologie 2019"