Der übergeordnete Gedanke bei der Moralökonomie ist, dafür zu sorgen, dass man beim wirtschaften auf die sozialen Beziehungen achtet (und „moralisch“ oder fair handelt) anstatt ausschließlich auf den eigenen Vorteil bedacht zu sein. Hintergrund ist die Angst vor einer (möglichen) Nahrungsknappheit, bei der man, um zu überleben, genau von denjenigen Menschen abhängig sein könnte, mit denen man handelt.

 

Abgeleitet aus:

Unter 'Moralökonomie' versteht man ein System aus gegenseitigen
ökonomischen und sozialen Verpflichtungen und Absicherungen, wobei die
Institution der generalisierten Reziprozität (s. Kapitel 7.3) besonders
wichtig ist. Seine Grundlage hat dieses System in der Furcht vor
Nahrungsknappheit, die dazu führt, daß die Wirtschaftsstrategie zuvorderst
auf Risikoaversion und auf den Verzicht auf individuellen Vorteil
ausgerichtet ist. In diesem Rahmen sind vor allem Geertz' (1963) These zur
'geteilte Armut' und Scotts (1976) Begriff der 'Subsistenzethik' zu
erwähnen. Zum vieldiskutierten Komplex der Moralökonomie siehe auch Cheal
1988,1989; Feeny 1983; Greerough 1983; Keyes 1983a,b; Kohli 987 und
Polanchek 1983.

 

Rössler, Martin. Wirtschaftsethnologie - Eine Einführung. Reimer Verlag:
Berlin, 1999.