Max Gluckman, Begründer der Manchester-Schule, ist Schüler von Radcliffe-Brown und damit stark von dessen Strukturfunktionalismus inspiriert. Dies zeigt sich vor allem in seinem Hauptwerk „Order and Rebellion in tribal Africa". Gluckmans Ansicht nach helfen Rituale dabei, Konflikte der Menschen und Gruppen mit Regeln, Loyalitäten und Beziehungen zu lösen, die Gesellschaft damit zu stärken und die gemeinsamen Werte zu bestätigen. Für Gluckman sind ritualisierte Konflikte also Prozesse, um die Gesellschaft zu stabilisieren. Diesen Ansatz nennt man Gleichgewichtstheorie und die Einbeziehung von Prozessen ist gleichzeitig der Aspekt, der die Manchester-Schule von dem rein synchronen Strukturfunktionalismus, der Prozesse vernachlässigt, unterscheidet.

Hier zeigt sich ein sehr interessanter Aspekt, der auch für die westlichen Nationen wichtige Schlussfolgerungen enthält: nämlich die Unterscheidung von Rebellion und Revolution. Rebellion ist laut Gluckman eine Art von Verhalten, die zwar generellen Unmut ausdrückt, jedoch keine Systemveränderung wünscht. Sie richtet sich gegen bestimmte Individuen, eingerostete Denkschemata oder zielt auf andere im Vergleich zur Gesamtstruktur relativ geringfügige Veränderungen ab. Revolution hingegen strebt nach einer Abschaffung der bestehenden Verhältnisse, und zwar ganz gezielt und mit fester Absicht, alles bis zum Ende durchzuziehen. Angewandt auf Gluckmans „Order and Rebellion" hieße das also: Die ritualisierte Rebellion gegen den König „wählt" dieses bestimmte Individuum ab, bekämpft aber nicht die gesamte Institution des Königtums. Bei einer Revolution hingegen wird, überspitzt formuliert, der König geköpft und nachher die Demokratie ausgerufen.