Induktion = Erfahrungen in begrenzter Anzahl ausreichend für Schlussfolgerung eines allgemeinen Gesetzes
Deduktion = Überprüfung einer Theorie/ eines allgemeinen Gesetzes im Vergleich mit der Wirklichkeit (dem Einzelfall)
Diese Definitionen habe ich aus dem wissenschaftlichen Arbeiten der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften. Ich habe das Gefühl, dass das nicht so ganz mit unserer Definition aus dem Tutorium übereinstimmt...
induktiv: vom Konkreten zum Allgemeinen deduktiv: vom Allgemeinen zum Konkreten
Die Kultur- und Sozialanthropologie spricht von Induktion wenn ein KSAnthropologe erst ins Feld geht und dann anhand seiner gesammelten Daten eine Theorie aufstellt.
Die Kultur- und Sozialanthropologie spricht von Deduktion wenn eine KSAnthropologin erst eine Theorie aufstellt und dann versucht sie durch die Ergebnisse ihrer Feldforschung zu untermauern.
Die induktive Herangehensweise an Theorien ist die bevorzugte Herangehensweise der SKA.
2. Was wird unter dem Begriffspaar synchron/diachron verstanden?
Synchrone Theorien: Interpretation der Beziehungen der Sachverhalten zueinander, gleicher Zeitpunkt
Diachrone Theorien: Interpretation der Beziehungen der Sachverhalten zueinander entlang von Zeiträumen, verschiedenen Zeitpunkten
Entnommen der Präsentation von Thilo Grätz.
Begriffspaar um theoretische Ansätze zu analysieren
synchron: zeitgleich, Gleichzeitigkeit diachron: Zeitverlauf
Synchrone Theorien: Kulturrelativismus, Struktur- und Funktionalismus
Diachrone Theorien: Evolutionismus, Diffusionismus, Historischer Partikularismus
emisch: von innen heraus/ Innensicht etisch: von außen betrachtend/ Außensicht
Unter dem Begriff "emische Perspektive" wird das Bestreben der SKA verstanden, die Dinge aus sich selbst heraus zu verstehen und zu bewerten und nicht aus seinem eigenen Kontext/ seiner eigenen Kultur/ Sozialisation heraus.
Unter Ethnographie versteht man zum einen die Forschungstätigkeit in der Ethnologie bzw. der Sozial- und Kulturanthropologie, also die Feldforschung, und zweitens das Produkt dieser Forschung, den Text in schriftlicher Form (z.B. Argonauten des westlichen Pazifik von Bronislaw Malinowski).
Der Evolutionismus und der Diffusionismus entstanden im Zuge des Kolonialismus, der Aufklärung, des Darwinismus und des Positivismus (Ausschluss des Spirituellen, Fakten zählen).
Der Evolutionismus ist durch die Annahme von Entwicklungsstufen vom niederen zum höheren gekennzeichnet, die jede Kultur durchläuft oder durchlaufen hat. Als höchste Stufe wird der "zivilisierte Mensch" in europäischen und nordamerikanischen Gesellschaften (die eigene Gesellschaft der Forscher) angesehen. Anhand der "primitiven" und "wilden" Gesellschaften kann man Rückschlüsse auf die menschliche Geschichte ziehen.
Einer ihrer Vertreter war Edward Burnett Tylor (1832-1917). Tylors Definition von Kultur („the complex whole") ist noch heute relevant in der SKA und sein Blick auf die Religion (der Glaube an spirituelle Wesen) war damals revolutionär.
Andere waren Lewis Henry Morgan (1818-1881), James Frazer (1854-1941), Herbert Spencer (1820-1903).
Kritisiert wurden die Anthropologen aus dieser Zeit vor allem, da sie als "arm chair" Anthropologen galten, die sich willkürlich Texte und Reiseberichte vornahmen und daraus ihre großen Theorieentwürfe entwickelten, also deduktiv und spekulativ vorgingen.
Boas kritisierte:
Kulturrelativismus ist die Theorie, nach der kulturelle Phänomene nur in ihrem eigenen Kontext verstanden, beurteilt und bewertet werden können.
Der Kulturrelativismus wendet sich gegen den Evolutionismus, dem er die ungerechtfertige Anwendung externer, aus der europäischen Wissenschaft stammender Maßstäbe auf fremde Kulturen vorwirft.
Wichtige Ansätze des Kulturrelativismus:
Als wichtigster Vertreter des Kulturrelativismus gilt Franz Boas (1858-1942).
Historischer Partikularismus: keine universellen Stufen der Kulturentwicklung, jede Gesellschaft hat ihre individuelle Geschichte.
9. Welches waren die wichtigsten Ideen der Culture and Personality Studies?
Culture and Personality Studies: Forschung über die Persönlichkeitsprägung durch Kultur und Gesellschaft im Kontext der US-amerikanischen Kulturanthropologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Wichtige Vertreterinnen: Ruth Benedict, Margaret Mead, Cora DuBois.
10. Was bezeichneten für Ruth Benedict die Begriffe dionysisch und apollinisch?
Beide Begriffe wurden ursprünglich von Friedrich Nietzsche in "Die Geburt der Tragödie" geprägt.
Hierbei werden menschliche Verhaltensmuster nach den Eigenschaften der Götter Apollon und Dionysos eingeteilt.
apollinisch: - Menschen bleiben bei Ritualen stehts "klar", benutzen keine Rauschmittel (eher Praxis der Selbstverletzung oder des Fastens), Ziel ist keine Ekstase.
dionysisch: - Menschen versuchen durch Rauschmittel in Trance/in eine höhere Sinnesebene zu gelangen.
Ruth Benedict benutzt diese Begriffe, um die Unterschiedlichen Persönlichkeitstypen zu beschreiben, die ihr zufolge in indigenen Kulturen im Südwesten der USA auftreten.
Ethnographische Methode, bei das individuelle Erleben fokussiert werden (Levy).
Malinowski.
Radcliffe-Brown, E.E. Evans-Pritchard (zwar Methoden-Schüler von Malinowski, aber theoretisch eher Strukturfunktionalist).
Funktionalismus: soziale Institutionen bilden antworten auf menschliche Grundbedürfnisse.
Bsp. Ritual => psychologische Funktion für Individuum.
Strukturfunktionalismus: soziale Institutionen fördern gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Bsp. Ritual => Funktion für Erhalt der Sozialstruktur.
disease: meint die objektive "Krankheit", die eigentliche Disfunktion der Körperabläufe im biologischen Sinne, die bestimmte Symptome hervorruft und durch den Arzt/Heiler etc. festgestellt werden kann
illness: meint die subjektive Konstruktion von "krank sein", bezieht sich auf die psychosozialen Erfahrungen, Wahrnehmungen und die Bedeutung der Störung für das Individuum und seine Umwelt, bezieht also die psychosozialen und kulturellen Erfahrungen (Wertungen, Interpretationen) mit ein
sickness: meint das Verständnis der Funktionsstörung in Bezug auf die das makrosoziale (ökonomische, politische, wirtschaftliche) Umfeld, die durch gesellschaftliche Faktoren bestimmte Krankheit
=> Arthur Kleinman
Gemeint ist die westliche Schulmedizin.
Formalismus |
Substantivismus |
---|---|
Wirtschaft funktioniert immer |
lokale Wirtschaftsform abhängig von |
Optimierung der Nutzung |
Bedürfnisbefriedigung |
universelle Rationalität des |
viele verschiedene ökonomische Handlungsweisen, |
ermöglicht interkulturelle Vergleiche |
|
"Homo Ökonomikus" |
|
Raymond W. Firth |
Karl Polanyi |
Gabe:
- Tausch zwischen zwei Personen mit persönlicher Beziehung, nach Bronislaw Malinowski hat Gabentausch gesellschaftskonstituierende und erhaltende Funktion
- neben wirtschaftlichen Gütern können auch immaterielle Güter ausgetauscht werden (Tänze etc.)
- zeitliche Erfüllung und Wert der Gegengabe obliegt dem Gabennehmer
- nach Marcel Mauss kennzeichnet den Gabentausch das System der totalen Leistungen, die Erwiderung ist obligatorisch, und findet zwischen Institutionen (z.B. "Stämmen")
und nicht nur zwischen Individuen statt
Ware:
- hat über den Gebrauchswert hinaus einen Tauschwert
- eine persönliche Beziehung ist keine Voraussetzung
Ausbalanciert |
Generalisiert |
Negativ |
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Zeitpunkt und Art |
Zeitpunkt und Art |
Ein Tauschpartner |
|
Konfliktpotential vorhanden |
Raub oder Diebstahl |
Tab. nach Marshall Sahlins
-linear: bezieht sich auf Abstammung/Deszendenz.
-lokal: bezieht sich auf den Ort der (postmaritalen) Residenz.
biologische/soziale/legale Elternschaft.
Fallbsp.: Pflegschaft in Osttimor (Text Bovensiepen)
sex= "biologisches" Geschlecht
gender= Geschlechtsidentität
Fallbsp.: kawe-kawe (Indonesien) => männliches sex, weibliches gender zugeschrieben
EssentialistInnen: gender wird biologisch determiniert, Frauen haben universelle gemeinsame Merkmale.
KonstruktivistInnen: "Gender" (evtl. auch "sex") ist sozial konstruiert.
Bezeichnet im Wesentlichen die Fokussierung auf männliche Denk- und Handelsweisen als gesellschaftliche Norm (weibliche dagegen als Abweichung von diesem universellen Standard).
Der Begriff wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts erwähnt von Perkins Gilman in "The Man Made World or Our Androcentric Culture" .
Damit sieht sich der Mann als das Universelle auf der Welt, als den Standard und alles was davon abweicht als das "Andere", als eine Abweichung.
Steht im Gegensatz zum Gynozentrismus.
Der Kulturbegriff als Analysekategorie schafft Differenzen / Abgrenzungen. Mit ihm werden Menschen, die einer "Kultur" zugehörig scheinen homogenisiert und generalisiert, die historische Entwicklung wird nicht betrachtet und er impliziert Kohärenz. Aufgrund dessen ist es ein Begrifft, welcher Machtverhältnisse ausdrückt, hierarchisiert und Ungleichheiten rechtfertigt.