Die Santeria ist eine afroamerikanische Hauptreligion in Kuba. Ihre Ursprünge gehen auf die Massensklaverei im 18. Jahrhundert zurück, als die Spanier Sklaven aus Afrika nach Kuba verschleppten, um sie dort auf den Zuckerrohr- und Tabakplantagen arbeiten zu lassen. Auf Kuba herrschte eine gesellschaftliche Zweiteilung zwischen weiß und schwarz. Die Spanier (Peninsulares), welche zuerst nach Kuba gekommen waren, galten am ranghöchsten in der Hierarchie, danach kamen ihre Nachkommen (Kreolen) und dann die Sklaven.

Die Sklaven genossen jedoch auch gewisse Freiheiten, so wurde ihnen zum Beispiel erlaubt, Ratsversammlungen abzuhalten. Sie hatten Amtsträger und eine eigene soziale Organisation und durften sonntags singen, tanzen und trommeln. Die Sklaven kamen aus ganz unterschiedlichen Regionen aus Afrika und hatten daher auch verschiedene Glaubensvorstellungen. Dies bildete vermutlich den Vorläufer der Santeria, wobei dieses religiöse Feld erst im 19. Jahrhundert den Namen Santeria erhielt.

Ihre Heiligen (Orishas) sind vermenschlichte Götter. Die sieben wichtigsten werden „die sieben Mächte“ (Siete Potencias Africanas) genannt. Den Aspekten der Orishas werden regional unterschiedlich katholische Heilige zugeordnet. Zum Beispiel wird Obatala, der Schöpfer, mit Jesus Christus synkretisiert. Die anderen der 7 Mächte heißen:

-         Eleggua, welcher die Wege öffnet und schließt und aus diesem Grund zum Beginn von Ritualen angerufen werden muss.

-         Yemaya, welche über Meer, Geburt und Tod herrscht und in anderen Kontexten auch mit der Santa Mortes assoziiert wird.

-         Ochun, die über Flüsse und die Liebe herrscht.

-         Chango, welche mit dem Donner assoziiert wird und mit der katholischen Heiligen Barbara synkretisiert ist.

-         Oggun herrscht über Eisen Berge und Wälder.

-         Oya beziehungsweise Orunmila herrscht über Wind, beziehungsweise Weisheit.

Die Heiligen sind mit Attributen ausgestattet, die einen Widererkennungswert ausmachen. Zum Beispiel werden ihnen verschiedene Farben, Eigenschaften und Vorlieben/Abneigungen zugesprochen. Wenn ein(e) Gläubige(r) mit einem Orisha assoziiert wird, so kann die Identifikation auch geschlechtsübergreifend sein, sprich einer Frau kann gesagt werden, sie gleiche einem männlichen Gott.

Die Santeria veranstalten Trance- und Besessenheitstänze. Bei den Santeria hat Besessenheit nicht die negative Konnotation etwas dämonischen, jedoch liegt die Überzeugung vor, dass die Orishas die Gläubigen nur „wie ein Pferd benutzen und auf ihnen reiten“, wenn diese von ihnen besessen sind. Bei den Besessenheitstänzen werden heilige Trommeln, die Bata-Trommeln, benutzt, welche nicht den Boden berühren dürfen. Es wird gesungen und getanzt, um die Heiligen heranzulocken. Ist ein Gläubiger besessen, so spricht er oft als Orakel zu den Teilnehmern und verteilt Opfergaben.

Theoretisch kann jeder von Heiligen besessen werden, wer von einem Priester geweiht wurde, also „seinen Heiligen gemacht hat“, geht jedoch eine besondere Verantwortung ein, weil er danach regelmäßig für die Inbesitznahme durch seinen Heiligen zur Verfügung stehen muss. Dadurch ist die Fähigkeit, von Heiligen besessen zu werden legitimiert und institutionalisiert und versetzt den Gläubigen in eine machtvolle Position.

Die Santeria ist heutzutage global verbreitet und genießt seit steigender Bekanntheit in Europa auch in Amerika und insbesondere in Kuba größere Anerkennung.

[Zusammenfassung von M. Schrade]

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