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Wissen

fachhistorisch


geschichtskulturell



Skriptentwurf

StrukturOrteWas gehört hier hin?DauerZeichen

Startpunkt





Ankerpunkt 1PfeilerThematiseirung Ex-Hakenkreuz + Reichsadler + 'Die Kameraden'

Wegstrecke

Weganweisung

Was zum auf dem Weg hören? O-Töne?

wie lange ist das?
Ankerpunkt 2Sgafitto im Foyer

Was sind das für Räumlichkeiten? Früher / Heute

Wer nutzt diesen Raum? Wie? => O-Ton?

Wandbild:

  • Was ist dargestellt? Wie? => Beschreibung, was man sehen kann
  • Themen: Kunst am Bau, Körperbilder, Ideale, ...


Endpunkt

insgesamt:
5-7 min
insgesamt:
4000-6000 Zeichen
(mit Leerzeichen)

Text

\\Weganweisung bis Station 3

Folge dem Gutmuthsweg weiter bis er die Friedrich-Friesen-Allee kreuzt.


\\@Pfeiler

Nimm dir kurz Zeit, die Kreuzung zu erkunden. Findest du Spuren von der Geschichte des Olympia-Parks? Wenn du möchtest, kannst du hier kurz auf Pause drücken.

(kurzes auditives Element => Gelegenheit zum Pause drücken!)

Schau noch einmal von wo du hier her gekommen bist. Da ist der von Bäumen gesäumte Weg zum Olympia-Stadion. Blick zurück auf die Kreuzung. Auf einer Ecke steht ein Gebäude.

  • Gebäude einordnen: Jahnforum, Hochschule für Leibesübung, der Teil, vor dem du gerade stehst ist die Große Turnhalle.

 Von der Turnhalle aus in kannst du über die Kreuzung hinweg das Olympia-Stadion sehen. Rechterhand ist direkt an der Straße eine Mauer.  ... (ich befürchte, ich muss nochmal hin, um das gut zu beschreiben.... vorerst also nur so zur unhgefähren Orientierung)

 Sie rahmt die Friedrich-Friesen-Allee. An der kurzen Seite der Mauer in Richtung Olympia-Stadion ist etwas in den Stein gemeißelt. Es handelt sich um einen sogenannten Reichsadler, der in seinen Krallen einen Eichenkranz hält. Das sind Teile des NS-Staatswappens. 

  • Kontextualisierung: Reichsadler mit Eichenkranz und Hakenkreuz = Staatswappen zur Zeit des Nationalsozialismus. Der Adlersymbol verweist auf Reichsidee mit Referenz auf Römisches Reich; Im NS: verändertes Erscheinungsbild des Adlers + Ergänzung von Eichenkranz und Hakenkreuz. => Einbettung des Parteizeichens der NSDAP in staatliches Hoheitszeichen. + Verwendung desselben Symbols als Parteiabzeichen (Unterscheidung: Blickrichtung des Adlers. Vom Betrachter aus gesehen nach links blickende Adler = Staatswappen // vom betrachter aus nach rechts blickender Adler = Parteiwappen (Warnung) nochmal überprüfen!)
    Hier schaut der Adler, wenn man davor steht, nach links. Es handelt sich also um das Staatswappen. => Verbindung von Ideologie, Nationalismus & politische Nutzung des Geländes #branding als nationale staatliche Sportstätte

  • Entnazifizierung: Befreiung von Einflüssen des Nationalsozialismus. Neben der Absetzung und Bestrafung von belasteten Personen ging es dabei auch um das Verbot von nationalsozialistischen Schriften, Gesetzen und Symbolen. =>Abschlagen von Hakenkreuzen

  • Wenn man darauf achtet, kann man vielerorts noch sog. 'entnazifizierte Reichsadler' finden. An Gebäudefassaden z.b. @beispiele nennen?

  • Der Reichsadler ist aber noch nicht alles. Der Kreuzung zugewandt findet sich auf der Mauer neben dem Pfosten eine weitere Spur:
    An der Mauer ist eine Skulptur. Sie ist eine von zahlreichen (oder Zahl spezifizieren?) Skulpturen, die bis heute auf dem Gelände des Olympia-Parks stehen. Viele an dem Ort, wo sie 1936 aufgestellt wurden. Nur wenige wurden versetzt. stimmt das?
    Sie sind Ergebnisse des 1936 ausgeschriebenen Architektur- & Kunstwettbewerbs. (gibt's hier mehr Infos zur Ausschreibung? Was wurde genau ausgeschrieben? Wer hat ausgewählt? Wie viele Skulpturen gibt es? Was wurde warum wo platziert?)
  • Die Skulptur bildet zwei über lebensgroßen, nackte Männer ab. Beide haben dieselbe Haltung: aufrecht gehend, mit dem rechten Fuß vorne, die äußerst muskulösen Oberkörper stolz in Richtung des Betrachters gerichtet. Die Darstellung der Körper, ein Diskus in der Hand der vorderen Figur und ein Tuch, über der Schulter der zweiten Figur folgen antiker Ästhetik. Ihr Blick richtet sich in die Weite.
    Tritt man ein paar Schritte zurück, fällt auf, dass ihre Köpfe bis knapp unter die Stelle reichen, wo auf der Seite der Mauer früher das Hakenkreuz prangte.  Die Skulptur trägt den Titel: "Die Kameraden".
  • Sitzbank direkt neben der Skulptur. Wer sich darauf niederlässt, verortet sich hinter den Kameraden ?!??
  • Fragen aufwerfen: Das Hakenkreuz ist weg. Ist damit der Pfosten tatsächlich 'entnazifiziert'? Bis heute verweist hier ein Reichsadler mit Eichenkranz auf die politische Nutzung des Geländes im Nationalsozialismus.
    Wie könnte und sollte eine Kontextualisierung von solchen Spuren aussehen? Aktuell steht der Pfosten hier mitten im Olympia-Park ohne jegliche Kontextualisierung.
  • Verweis auf zahlreiche Stellen des Geländes, an denen unkontextualisierte Skulpturen stehen. Hier könnte man später auf zusätzliche Audio-Stationen verweisen, die ergänzend zu einzelnen Orten/Skuplturen/Themen produziert werden.
    Vorerst v.a. Hinweis auf Sgrafitto im Foyer des Sport-Gymnasiums + Weganweisung. + evtl. Hinweis, dass man das auch überspringen kann , wenn man sich den Weg durchs Jahnforum sparen will. oder so ähnlich


\\@

Betritt man das Gebäude, so sind die eingeritzten Wandsgraffitos sehr schnell sichtbar. Abgebildet sind Männer, die Leibesübungen wie Bogenschießen ausführen und dabei nackt sind. Die Körperbilder erinnern stark an Skulpturen oder Malereien aus der Antike, die Männer haben alle einen trainierten Körper und die Genitalien sind klar sichtbar. Die Abgebildeten haben allesamt ein “nordisches” Aussehen. Des Weiteren bedienten sich die Nationalsozialisten eines Gedichts des deutschen Literaturwissenschaftlers Friedrich Theodor Vischer (* 30.06.1807, † 14.09.1887) namens “An die Empfindsamen". Dabei wurde das Gedicht allerdings verkürzt dargestellt und nur der Teil gezeigt, in dem es um die Kraft als Mittel zur Lösung geht. Dabei wird vor allem die Aufopferung für den höheren Zweck (also Krieg, Nation, Volk) betont und die sogenannte “Weichheit”(im Sinne des Auslassens) als Defizit dargestellt. Zudem ist ein starker Bezug zum Militär gegeben, denn im “Kampf” könne man aus der Kraft schöpfen. Der stählerne Körper ist schlussendlich zum Kämpfen für die Nation, für die Ideologie da, der Sport ist mittel zum Zweck, um ihn fit, trainiert und einsatzfähig zu halten.

Wie ist mit solchen Gravuren umzugehen?

Zunächst zum historischen Kontext: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Rassenhygiene, basierend auf den Theorien des Sozialdarwinismus, nicht nur in Deutschland bekannt, sondern auch international wurden Sterilisierungsgesetze erlassen und durchgeführt (Graf; Schiefender, 2020). Die Nationalsozialisten hatten das Ziel “erbgesunde” Menschen für den sogenannten “Volkskörper” zu erziehen, dabei wurde die Eugenik negativ eingesetzt und Menschen mit Behinderungen oder beispielsweise psychischen Erkrankungen systematisch ausgelöscht. Der “Volkskörper” sollte neugestaltet werden, dabei waren das griechische Schönheitsideal der Antike, aber auch andere mythische Vorbilder die Prototypen der “Arier”, der als großer, blauäugiger, junger Mann illustriert wurde (Diehl, 2006). So symbolisierte der “krisenfeste arische” Körper Reinheit, Schönheit und Gesundheit, dies war gleichbedeutend für die Nationalsozialisten mit einem gesunden Geist und einem starken Charakter (Graf; Schiefender, 2020). Da die biologischen Eigenschaften und die “rassische” Qualität des Körpers über den Ein- und Ausschluss in die “Volksgemeinschaft” entschieden, verwundert es nicht, dass ein solches Sgraffito in der Turnhalle des Olympiaparks zu finden es, zumal die Gestaltung der Figuren alle eben genannten Kriterien erfüllt.

Doch welche Symbolik, welche politische Funktion, wurde dem Körper in der NS-Zeit zugeschrieben? Und warum sind die Körper nackt?

HItler kreierte eine Imaginärpolitik, welche über Bilder, Diskurse und Erlebnisse die Körper auf einen einheitlichen Zweck ausrichten sollte, nämlich auf die Formierung leistungsfähiger Einzelkörper zu einem Volkskörper und dessen Unterordnung unter die Befehlskraft eines Führers (Gamper, 2006). Die Massenveranstaltungen im Olympiapark waren die eine Seite, sie sollten das "Volk" zu einem gemeinsamen Konsens bringen und die dargestellten Körper in Form von Statuen, Symbolen oder auch Sgraffitos halfen dabei, die von den Nationalsozialisten festgelegte Norm in den Köpfen der Menschen zu verknüpfen. Über den Körper wurde hier also die (bio)-politische Haltung übertragen. Die Nacktheit der Figuren lässt sich daran erklären, dass sie die reinste natürliche Art des Menschen, ohne Verkleiden oder Verstecken der Körperteile, darstellte. Die Körper waren nackt "unmarkiert", "ungeschützt" (und deshalb besonders heroisch) aber auch "frei verfügbar" im Übertragenen Sinne für alle Zwecke (Gamper, 2006).

Die Nationalsozialisten verbanden einen gesunden Körper, eine gesunde "Volksgemeinschaft" mit der Erhaltung der Natur, dies war sowohl landschaftlich (also der Schutz der Natur beispielsweise durch das Reichsschutzgesetz 1935 )gemeint, als auch körperlich, denn nur durch die sportliche Ertüchtigung (die am Ende für den Krieg gegen andere, unterlegene Völker eingesetzt wird) in einer gesunden Natur kann diese Ideologie aufrecht erhalten werden. Die Darstellung der nackten Körper ist demnach eine Inszenierung dieser Thesen und findet in dieser Form den Zusammenschluss von Sport, Politik und Körperbildern in NS-Deutschland.

Der Sportjournalist und Chefredakteur des Journal of Olympic History, Volker Kluge, vertritt die Ansicht, dass die Sgrafittos im Turnhaus und andere Malereien und Skulpturen im Olympiapark nicht pauschal als „Nazi-Kunst“ abgetan werden können. Einerseits seien viele der Künstler (u.a. Arno Breker, Louis Gruber und Willy Meller) internationalen Trends gefolgt. So seien während der 1930er Jahre auch in anderen europäischen Großstädten wie Athen, Amsterdam und Rom beispielsweise überdimensionale Skulpturen ausgiebig trainierter, männlicher Körper errichtet worden.  Darüberhinaus seien die in der Frühphase des NS-Regimes errichteten Skulpturen und Malereien im Olympiapark noch nicht so stark von der Regime-Spitze (v.a. Goebbels und Hitler) reglementiert gewesen, wie spätere Kunstwerke. Die NS-Führung habe bei der Erbauung des Reichssportfeldes aus taktischen Gründen Zurückhaltung in der ideologischen Ausgestaltung der Kunst walten lassen, um das für die olympischen Spiele zu erwartende internationale Publikum nicht zu verprellen. Dementsprechend sei es gegenüber den Künstlern nicht fair, ihre im Olympiapark bis heute sichtbaren Skulpturen und Malereien pauschal als „Nazi-Kunst“ abzuwerten. (Vgl. Kluge, Volker (2020): Was versteht man eigentlich unter „Nazi-Kunst“? URL: https://olympischesfeuer-dog.de/2020/08/31/was-versteht-man-eigentlich-unter-nazi-kunst/ )


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