Die Frage, wie mit dem Olympia-Gelände umgegangen werden soll, ist eine alte Frage, die noch immer aktuell ist. So war es Adolf Hitlers Idee, mit Steinstelen an die deutschen Olympiasieger von 1936 zu erinnern - die Tradition wird jedoch bis heute weitergeführt. Seit 1957 begann man damit, am nordöstlichen Ring des Stadions Stelen anzubringen. Lediglich auf die Anfertigung für die deutschen Siegerinnen und Sieger aus dem Jahr 1980 wurde verzichtete: die Spiele hatten in Moskau stattgefunden und waren von westlicher Seite als Reaktion auf den sowjetischen Einmarsch in Afghanistan und als politisches Druckmittel gegenüber der Sowjetunion boykottiert worden. Nach der Wiedervereinigung entschloss man sich jedoch dazu, auch die siegreichen Sportlerinnen und Sportler aus der DDR mit einer Stele zu würdigen.
Anfang der 1990er Jahre plante die Stadt Berlin, Olympia nach 1936 ein zweites Mal in die Hauptstadt zu holen. Der Berliner Senat hatte die Bewerbung bereits 1990 beschlossen, nur wenige Tage nach der deutschen Wiedervereinigung am 03. Oktober. Drei Jahre später werden die Unterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee eingereicht. Man erhofft sich, mit der Austragung der Spiele nicht nur ein Symbol der Ost-West Verständigung und des geeinten Berlins setzen zu können: die Stadt wollte zeigen, dass sie eine tolerante Metropole ist. Die öffentliche Debatte nahm dabei noch zusätzlich an Fahrt auf, weil es in dieser Zeit zu einer neuen Welle von rechtextremer Gewalt in Deutschland kam. In Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen werden Anschläge verübt, mehrere Menschen mit Migrationsgeschichte werden getötet. Die Ortsnamen sind noch heute ein Symbol für den Hass auf Geflüchtete und Eingewanderte.
Will man die Spiele austragen, muss die Geschichte des Ortes aufgearbeitet werden. Das erkennt auch Berlin und gibt in dieser Zeit mehrere Studien und Gutachten in Auftrag, die sich mit dem Olympiapark beschäftigen sollen. In den Veröffentlichungen zeigen sich die Beteiligten zwar offen für An- und Umbauten, von dauerhaften Neubauten raten sie aber ab: der Gesamtkomplex soll nicht gefährdet werden.
Und was sollte während der Spiele bloß mit den Skulpturen passieren? Verstecken ging nicht, schließlich wollte sich Berlin seiner Vergangenheit stellen und auch der Denkmalschutz erschwerte die damalige Planung. Der Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann schlägt vor, die Skulpturen der Größe nach "ironisch" auf dem Maifeld anzuordnen. Mit Kunst, die von den Nazis verfolgt und als "entartet" gebrandmarkt wurde, will Hoffmann die Wirkung der NS-Ideologie brechen. Nicht alle sind mit dem Vorschlag glücklich, doch dann nimmt die Debatte ein abruptes Ende: Nur neun von 88 Stimmen entfallen auf Berlin, die Spiele werden in Sydney ausgetragen.
Danach interessiert sich lange niemand mehr für den Olympiapark. Erst als die Fußballweltmeisterschaft 2006 näher rückt, werden auch die alten Fragen wieder diskutiert: was tun mit den Skulpturen? Braucht es ein neues Konzept? Und nun auch: findet das Finale im Olympiastadion statt? Der Berliner Club Hertha BSC will lieber einen Neubau – und scheitert mit der Idee. Stattdessen soll das Gelände historisch kommentiert werden: insgesamt 45 zweisprachige Bildtafeln werden auf dem Gelände aufgestellt. Angesprochen ist vor allem eine Zielgruppe: Fußballfans. Dann wiederholt sich die Geschichte: erst steigt das Interesse durch ein sportliches Großereignis, danach ebbt es wieder ab.
In den letzten Jahren wird wieder mehr über die Zukunft des Olympiaparks gestritten. Auslöser diesmal: die Sanierung des baufälligen Olympiageländes. Sollte man die NS-Bauten wirklich einfach restaurieren? Führt der Denkmalschutz nicht vielmehr dazu, dass die NS-Propaganda bis heute fortgesetzt wird? Einige fordern deshalb, alle Straßen- und Platznamen umzubennen und die Skulpturen zu entfernen. Historisch belastete Plätze könnten anders genutzt werden. Andere argumentieren, dass mit einer Entfernung der Nazi-Kunst niemandem geholfen ist: wichtiger sei es, aufzuklären – etwa mit einem Dokumentationszentrum.