Versionen im Vergleich

Schlüssel

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Kommentar: Migrated to Confluence 4.0

Gespräche sollten nicht aus dem Alltag herausgehoben werden, sondern in der konkreten Lebenswirklichkeit stattfinden. Zu bevorzugen sind freie Gespräche, in denen man den Befragten einfach reden lässt.

Ein vorgefertigter Fragebogen ist dabei keine geeignete Form, da es eben nicht um vom Forscher erdachte Fragen gehen sollte, die außerdem noch seinem subjektiven Kategoriendenken entsprechen, sondern um die Fragen, die den Befragten bewegen, also jene, die sich mit seiner Lebenswelt beschäftigen.

Ebenso wie der Fragebogen ist auch das strukturierte Interview kaum eine gewinnbringende Methode. Es sollte lediglich bei einer sehr begrenzten Zeit darauf zurückgegriffen werden.

Die nächstfreiere Möglichkeit bietet das Leitfadeninterview, bei dem der Interviewer den Befragten frei erzählen lässt, eventuell eine Anfangsfrage stellt und ansonsten nur bei einem zu stocken drohenden Gespräch wieder zum Leitfaden zurückführt.

Das narrative Interview (lat. narrare: erzählen) wiederum ist vollkommen unstrukturiert. Hier lässt der Forscher sein Gegenüber erzählen, was diesen interessiert oder im Moment besonders beschäftigt. Der Interviewer kann dabei durch seine Mimik und Gestik aber auch durch Antworten bestärken und den Befragten zum Weitersprechen animieren. Er kann sogar sparsam von sich selbst erzählen. Es sollte aber ein ungebundenes Gespräch bleiben und nicht in einer Diskussion münden, da dies jedem ethnologischen Ziel im Weg stünde.

Die letzte Gesprächsform bildet das Tiefeninterview, in dem es um die oral history geht. Es ist ebenso frei wie das narrative Interview. Statt der Frage nachzugehen, was den Befragten zu eben jenem Moment im Heute bewegt, geht es um Erinnerungen und die Version der Vergangenheit, die nicht in Aufzeichnungen erhalten geblieben ist, die mündliche Vergangenheit.

Wie er die Erkenntnisse festhält, bleibt dem Forscher selbst überlassen. Er kann ein Diktiergerät oder Notizen benutzen. Er kann aber auch lediglich ein Gedächtnisprotokoll anfertigen und sich in dem Gespräch vollkommen auf sein Gegenüber konzentrieren. Im Interview sollte er aber auf keinen Fall einem vorgefertigten Plan oder Ablauf folgen, sondern beispielsweise spontane Zwischenfragen stellen.

Zu beachten ist, dass Kamera und Diktiergerät stets eine Distanz schaffen, sowohl von dem Forscher aus, dem bewusst wird, dass er kein Teilnehmer, sondern nur Beobachter ist, und auch von dem Befragten aus, den solcherlei Utensilien verunsichern können.

Desweiteren nimmt der teilnehmende Beobachter an alltäglichen Vorgängen teil, (siehe Brotbacken, J. Berrenberg), was es ihm häufig schlicht unmöglich macht mitzuschreiben oder zuschneiden.