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Kommentar: Migrated to Confluence 4.0

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Inhaltlich stellt sich mir die Frage, ob die These Ortners (Natur-Kultur gleicht Frau-Mann) die Unterdrückung erklärt oder rechtfertigt - und welches nun das Kernproblem menschlicher Existenz ist. Es ist eben nicht die Kultur, die eigenständig und zwangsläufig eine Natur kontrollierende Macht ist, sondern der Mensch, der im Begriff "Kultur" eine unterdrückende Macht und Kontrollfunktion ausdrückt, ausübt und zugleich rechtfertigt. Scheinbar unterdrückt derjenige, der daraus den eigenen Vorteil hofft, menschlicherweiseden (oder eben die) andere/n. Könnte es ein Produkt des Zwiespaltes zwischen Sozialität und Egoismus sein, dass Machteinen hohen Stellenwert in der Aushandlung aller Beziehungen und Sozialgefüge hat, die wiederum (zwangsläufig?) zu Unterdrückung führt?

Methodisch wird Ortner unter anderem das Fehlen des Individuums und somit der empirischen Grundlage vorgeworfen. Sie nimmt dazu Stellung wenn sie schreibt, ihre Arbeit sei ein Anfangspunkt, ein theoretischer Diskursanstoß, dessen allgemeine Gültigkeit empirisch belegt werden müsse, was allerdings ihren Rahmen sprengen würde. Zweifelhaft ist also ihr Universalanspruch; auf ihre eigene Kultur (USA) lassen sich dennoch deutliche Rückschlüsse ziehen – besonders wenn man ihren Artikel als politischen Beitrag zur feministischen Debatte in Amerika betrachtet. In der Übung wurde bsw. angemerkt, dass in China eine matriacharlische Bevölkerungsgruppe existiere (inwiefern das erwiesen ist, weiß ich nicht!). Außerdem wurde das Problem angesprochen, ob eine Frau, die nach europäischen Maßstäben als "unterdrückt" einzuordnen wäre, die sich aber möglicherweise keineswegs unterdrückt fühlt, nun unterdrückt ist oder nicht. Deutlich wurde auch das Problempotential zwischen allgemeinen Aussagen und konkreten Beispielen/Erfahrungen.

Weitere Anregungen:

Ob Frauen als ethnologische Gruppe behandelt werden können, ist genauso fraglich wie bei allen heterogenen Gruppen. Entscheidend ist also die Fragestellung – wenn man z.B. Weiblichkeit an sich erforschen wöllte, so wäre es logisch, sich auf alle Frauen zu beziehen bzw. alle mit einzubeziehen. Ob es da etwas universalgemeinsames gibt, ist natürlich der nächste Streitpunkt. Ansonsten sind die enormen kulturellen Unterschiede zu berücksichtigen, und bsw. beim Thema Unterdrückung die Unterdrückung von Frauen durch Frauen.

(Quelle: Ü Fach- und Theoriegeschichte im WS 09/10, Referatsskript der AG "Feminismus und Postkolonialismus", 04.02.10)