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Wiki-Markup_Dichte Beschreibung_ ist ein Ausdruck des englischen Philosophen Gilbert Ryle, den [Geertz, Clifford] verwendet, um "die besondere geistige Anstrengung" der ethnologischen [Feldforschung] und Analyse zu beschreiben. Im Gegensatz zu einer dünnen Beschreibung zeichnet sich eine dichte Beschreibung durch die +analytische Verknüpfung verschiedener Abstraktionsebenen+ aus: die Ebene der Empirie, also das, was die Menschen tun beziehungsweise sagen, die Ebene der Bedeutung, also das, was dieses Tun oder Sagen im spezifischen Kontext bedeutet und die Ebene der zugrunde liegenden [Metanarrative|Metanarrativ], die das Handeln der Menschen bestimmen, ohne, dass sie den jeweils Handelnden bewusst sind. Die Aufdeckung komplexer, öffentlicher und übereinander gelagerter Bedeutungen sei ein kompliziertes Wagnis. Zwischen dem Gegenstand der dünnen Beschreibung, dem Beobachtbarem, und der dichten Beschreibung liege eine "geschichtete Hierarchie bedeutungsvoller Strukturen." \ [Geertz: 1987, S. 12\] Analyse sei das Herausarbeiten eben jener Strukturen und ähnele dem Versuch, ein Manuskript zu lesen. Im folgenden Zitat gibt [Geertz|Geertz, Clifford] in Anlehnung an Ryle ein Beispiel dafür, wie sich die dichte Beschreibung von einer rein phänomenologischen unterscheidet:

"Stellen wir uns (...) zwei Knaben vor, die blitzschnell das Lid des rechten Auges bewegen. Beim einen ist es ein ungewolltes Zucken, beim anderen ein heimliches Zeichen an seinen Freund. Als Bewegungen sind die beiden Bewegungen identisch; vom Standpunkt einer photographischen, »phänomenologischen« Wahrnehmung, die nur sie sieht, ist nicht auszumachen, was Zucken und was Zwinkern war oder ob nicht gar beide gezuckt und gezwinkert haben. Obgleich man ihn nicht photographisch festhalten kann, besteht jedoch ein gewichtiger Unterschied zwischen Zucken und Zwinkern, wie jeder bestätigen wird, der ersteres fatalerweise für letzteres hielt. Der Zwinkerer teilt etwas mit, und zwar auf ganz präzise und besondere Weise: (1) er richtet sich absichtlich (2) an jemand Bestimmten, (3) um eine bestimmte Nachricht zu übermitteln, (4) und zwar nach einem gesellschaftlich fesgelegten Code und (5) ohne daß die übrigen Anwesenden eingeweiht sind. Es ist nicht etwa so (...), daß derjenige, der zwinkert, zwei Dinge tut - sein Augenlid bewegt und zwinkert -, während derjenige der zuckt, nur sein Augenlid bewegt. Sobald es einen öffentlichen Code gibt, demzufolge das absichtliche Bewegen des Augenlids als geheimes Zeichen gilt, so ist das eben Zwinkern. Das ist alles, was es dazu zu sagen gibt: ein bißchen Verhalten, ein wenig Kultur und - voilà - eine Gebärde."

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