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Schlüssel

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Wissen

fachhistorisch


geschichtskulturell



Skriptentwurf


StrukturOrteWas gehört hier hin?DauerZeichen
WeganweisungGutmuthsweg

dem Weg folgen bis Kreuzung Friedrich-Friesen-Allee

  • opt.: Kreuzung selbstständig erkunden


StartpunktKreuzungOrientierung: Turnhalle, Mauer auf Ecke gegenüber

Ankerpunkt 1Mauer/PfeilerThematiseirung Ex-Hakenkreuz + Reichsadler

Entstehungskontext: Architektur- und Kunstwettbewerb, Ausbau des Geländes für die Olympischen Spiele 1936

  • Reichsadler / Staatswappen NS
  • Skulptur "Die Kameraden", Verknüpfung Kunst, Sport, Militarismus
  • Entnazifizierung!?
03:302787
WegstreckeKreuzung bis EingangFriedrich-Friesen-Allee entlang der Turnhalle bis zur nächsten EingangstürWegstrecke

Weganweisung

Was zum auf dem Weg hören? O-Töne?
wie lange ist das?
BarrierehinweisEingang

tagsüber geöffnet, nicht barriere frei: Stufen!

Hinweis auf Fotos zur Station



Ankerpunkt 2Sgafitto im Foyer

Was sind das für Räumlichkeiten? Früher / Heute

Wer nutzt diesen Raum? Wie? => O-Ton?Infos zum Sgrafitto

Wandbild:

  • Was ist dargestellt? Wie? => Beschreibung, was man sehen kann
  • Themen: Kunst am Bau, Körperbilder, Ideale, ...

Wie damit umgehen?

Kontext: NS-Ideologie

Bewertung

___________

noch nicht drinnen:

Was sind das für Räumlichkeiten? Früher / Heute

Wer nutzt diesen Raum? Wie? => O-Ton?

07:005672
EndpunktFoyerHinweis auf nächste Station!?insgesamt:
5-7 min
insgesamt:
4000-6000 Zeichen
(mit Leerzeichen)


Text

Betritt man die große Turnhalle des Olympiaparks

mit Anmerkungen, tabellarischem Entwurf & Kommentaren:

https://docs.google.com/document/d/1sWMPxexuMCGf7aosGSdBO0DeyqeUBXAp5OThGSxm29o/edit?usp=sharing


hier der aktuelle Stand (28.06.2023, 10:00)

\\Weganweisung bis Station 3

Folge dem Gutmuthsweg weiter bis er die Friedrich-Friesen-Allee kreuzt.
Bevor du dir das nächste Audio anhörtst, kannst du dir gerne Zeit nehmen, die Kreuzung zu erkunden. Findest du Spuren der Geschichte des Olympia-Parks? 

\\@Mauer/Pfeiler

Schau, von wo du hier her gekommen bist. Da ist der von Bäumen gesäumte Weg zum Olympia-Stadion.
Dreh dich um. Rechter Hand siehst du jetzt das Gebäude. Es ist eine große Turnhalle, die hier schon seit 1928 steht.  Sie war Teil der Deutschen Hochschule für Leibesübungen, einer Ausbildungsstätte für Sportlehrer*innen. 

Auf der anderen Seite steht eine Mauer.  Die wurde bei dem Ausbau des Geländes für die Olympischen Spiele 1936 gebaut. Auf der kurzen Seite, in Richtung Olympia-Stadion, prangt ein in Stein gemeißelter Adler über einem Kranz – Teile des nationalsozialistischen Staatswappens, das ab der Machtübernahme 1933 verwendet wurde. Es zeigte den sogenannten “Reichsadler” und das in einen Eichenkranz eingefasste Parteizeichen der NSDAP: Ein Hakenkreuz. 

1945 wurde es im Zuge der Entnazifizierung entfernt. 

Dass das Parteizeichen der Nationalsozialisten Teil des staatlichen Hoheitszeichens wurde, zeigt, wie offensiv ideologische Symbolik in die Öffentlichkeit getragen wurden. Hier im Olympia Park verweist es auf die politische Aufladung des Geländes. Die Olympischen Spiele 1936 boten die Möglichkeit der Präsentation des nationalsozialistischen Deutschlands gegenüber internationalen Gästen. 

Für die Gestaltung des Geländes wurde  #?# neben einem Architekturwettbewerb auch ein Kunstwettbewerb ausgeschrieben. Aus #?# Einreichungen wurden #?# Kunstwerke ausgewählt. Hauptsächlich handelt es sich um Skulpturen. Viele davon stehen noch heute dort, wo sie 1936 platziert wurden.

So auch die Skulptur auf der breiteren Seite der Mauer. Sie zeigt zwei über lebensgroße, nackte Männer. Beide haben dieselbe Haltung: aufrecht gehend, auf dem rechten Fuß vorn, die muskulären Oberkörper repräsentativ stolz in Richtung Betrachter:in gerichtet. Die Darstellungsweise sowie der Diskus in der Hand der vorderen Figur und das Tuch über der Schulter der hinteren Figur sind Anlehnungen an antike Körperdarstellungen. Sie folgen einer naturalistischen und idealistischen Ästhetik. Der Blick der Figuren ist in die Weite gerichtet.

Tritt man ein paar Schritte zurück, fällt auf, dass ihre Köpfe bis knapp unter die Stelle reichen, wo früher das Hakenkreuz hing. Die Skulptur trägt den Titel: “Die Kameraden”. Nicht zuletzt damit wird deutlich, wie eng Sport mit Militarismus verknüpft war. 

Seit 1945 ist das Hakenkreuz weg. Die Alliierten schoben damals mit der sogenannten Entnazifizierung die Befreiung von Einflüssen des Nationalsozialismus an. Besonders belastete Personen wurden abgesetzt und verurteilt, nationalsozialistische Schriften, Gesetze und Symbole verboten. Überall wurden die Hakenkreuze aus Fassaden gemeißelt. Auch im Olympiapark. Hier wurden Reichsadler, Eichenkranz und “die Kameraden” jedoch nicht entfernt. Ist diese Mauer damit tatsächlich ‘entnazifiziert’?  

2787 Zeichen ~ 3,5 min

\\Wegbeschreibung bis Sgrafitto

Wir möchten dir noch ein weiteres Werk zeigen, das bei dem Kunstwettbewerb 1936 ausgewählt und umgesetzt wurde. Dafür wende dich von der Mauer ab und folge der Friedrich-Friesen-Allee bis zur Eingangstür in den langen Gebäudeflügel, der an die große Turnhalle anschließt.

\\@Sgrafitto

Der Eingang ist tagsüber immer offen, aber nicht barrierefrei. Es gibt Stufen. Falls du nicht in das Gebäude hineinkommst, kannst du dir die Fotos in der Galerie dieser Station anschauen.

Betritt man das Gebäude, so sind die eingeritzten Wandsgraffitos sehr schnell sichtbar. Abgebildet sind Männer, die Leibesübungen wie Bogenschießen ausführen und dabei nackt sind. Die Körperbilder erinnern stark an Skulpturen oder Malereien aus der Antike, die Männer haben alle einen trainierten Körper und die Genitalien sind klar sichtbar. Die Abgebildeten haben allesamt ein “nordisches” Aussehen. Des Weiteren bedienten sich die Nationalsozialisten eines Gedichts des deutschen Literaturwissenschaftlers Friedrich Theodor Vischer (* 30.06.1807, † 14.09.1887) namens “An die Empfindsamen". Dabei wurde das Gedicht allerdings verkürzt dargestellt und nur der Teil gezeigt, in dem es um die Kraft als Mittel zur Lösung geht. Dabei wird vor allem die Aufopferung für den höheren Zweck (also Krieg, Nation, Volk) betont und die sogenannte “Weichheit”(im Sinne

des Auslassens

des Auslassens) als Defizit dargestellt. Zudem ist ein starker Bezug zum Militär gegeben, denn im “Kampf” könne man aus der Kraft schöpfen. Der stählerne Körper ist schlussendlich zum Kämpfen für die Nation, für die Ideologie da, der Sport ist mittel zum Zweck, um ihn fit, trainiert und einsatzfähig zu halten.

Wie ist mit solchen Gravuren umzugehen?

Zunächst zum historischen Kontext: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war die Rassenhygiene, basierend auf den Theorien des Sozialdarwinismus, nicht nur in Deutschland bekannt, sondern auch international wurden Sterilisierungsgesetze erlassen und durchgeführt (Graf; Schiefender, 2020). Die Nationalsozialisten hatten das Ziel “erbgesunde” Menschen für den sogenannten “Volkskörper” zu erziehen, dabei wurde die Eugenik negativ eingesetzt und Menschen mit Behinderungen oder beispielsweise psychischen Erkrankungen systematisch ausgelöscht. Der “Volkskörper” sollte neugestaltet werden, dabei waren das griechische Schönheitsideal der Antike, aber auch andere mythische Vorbilder die Prototypen der “Arier”, der als großer, blauäugiger, junger Mann illustriert wurde (Diehl, 2006). So symbolisierte der “krisenfeste arische” Körper Reinheit, Schönheit und Gesundheit, dies war gleichbedeutend für die Nationalsozialisten mit einem gesunden Geist und einem starken Charakter (Graf; Schiefender, 2020). Da die biologischen Eigenschaften und die “rassische” Qualität des Körpers über den Ein- und Ausschluss in die “Volksgemeinschaft” entschieden, verwundert es nicht, dass ein solches Sgraffito in der Turnhalle des Olympiaparks zu finden es, zumal die Gestaltung der Figuren alle eben genannten Kriterien erfüllt.

Doch welche Symbolik, welche politische Funktion, wurde dem Körper in der NS-Zeit zugeschrieben? Und warum sind die Körper nackt?

HItler kreierte eine Imaginärpolitik, welche über Bilder, Diskurse und Erlebnisse

die Körper

die Körper auf einen einheitlichen Zweck ausrichten sollte, nämlich auf die Formierung leistungsfähiger Einzelkörper zu einem Volkskörper und dessen Unterordnung unter die Befehlskraft eines Führers (Gamper, 2006). Die Massenveranstaltungen

im 

im Olympiapark waren die eine Seite, sie sollten das "Volk" zu einem gemeinsamen Konsens bringen und die dargestellten Körper in Form von Statuen, Symbolen oder auch Sgraffitos halfen dabei, die von den Nationalsozialisten festgelegte Norm in den Köpfen der Menschen zu verknüpfen. Über den Körper wurde hier also die (bio)-politische Haltung übertragen. Die Nacktheit der Figuren lässt sich daran erklären, dass sie die reinste natürliche Art des Menschen, ohne Verkleiden oder Verstecken der Körperteile, darstellte. Die Körper waren nackt "unmarkiert", "ungeschützt" (und deshalb besonders heroisch), aber auch: "frei verfügbar" im

Übertragenen

übertragenen Sinne für alle Zwecke (Gamper, 2006).

Die Nationalsozialisten verbanden einen gesunden Körper, eine gesunde "Volksgemeinschaft" mit der Erhaltung der Natur, dies war sowohl landschaftlich (also der Schutz der Natur beispielsweise durch das Reichsschutzgesetz 1935) gemeint, als auch körperlich, denn nur durch die sportliche Ertüchtigung (die am Ende für den Krieg gegen andere, unterlegene Völker eingesetzt wird) in einer gesunden Natur kann diese Ideologie

aufrecht erhalten

aufrechterhalten werden. Die Darstellung der nackten Körper ist demnach eine Inszenierung dieser Thesen und findet in dieser Form den Zusammenschluss von Sport, Politik und Körperbildern in NS-Deutschland.

Der Sportjournalist und Chefredakteur des Journal of Olympic History, Volker Kluge, vertritt die Ansicht, dass die Sgrafittos im Turnhaus und andere Malereien und Skulpturen im Olympiapark nicht pauschal als „Nazi-Kunst“ abgetan werden können. Einerseits seien viele der Künstler (u.a. Arno Breker, Louis Gruber und Willy Meller) internationalen Trends gefolgt. So seien während der 1930er Jahre auch in anderen europäischen Großstädten wie Athen, Amsterdam und Rom beispielsweise überdimensionale Skulpturen ausgiebig trainierter, männlicher Körper errichtet worden.  Darüberhinaus seien die in der Frühphase des NS-Regimes errichteten Skulpturen und Malereien im Olympiapark noch nicht so stark von der Regime-Spitze (v.a. Goebbels und Hitler) reglementiert gewesen, wie spätere Kunstwerke. Die NS-Führung habe bei der Erbauung des Reichssportfeldes aus taktischen Gründen Zurückhaltung in der ideologischen Ausgestaltung der Kunst walten lassen, um das für die olympischen Spiele zu erwartende internationale Publikum nicht zu verprellen. Dementsprechend sei es gegenüber den Künstlern nicht fair, ihre im Olympiapark bis heute sichtbaren Skulpturen und Malereien pauschal als „Nazi-Kunst“ abzuwerten. (Vgl. Kluge, Volker (2020): Was versteht man eigentlich unter „Nazi-Kunst“? URL: https://olympischesfeuer-dog.de/2020/08/31/was-versteht-man-eigentlich-unter-nazi-kunst/ )

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