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Anfang der 1990er Jahre plante die Stadt Berlin, Olympia nach 1936 ein zweites Mal in die Hauptstadt zu holen. Der Berliner Senat hatte die Bewerbung bereits 1990 beschlossen, nur wenige Tage nach der deutschen Wiedervereinigung am 03. Oktober. Drei Jahre später werden die Unterlagen beim Internationalen Olympischen Komitee eingereicht. Man erhofft sich, mit der Austragung der Spiele nicht nur ein Symbol der Ost-West Verständigung und des geeinten Berlins setzen zu können: die Stadt will wollte zeigen, dass sie eine tolerante Metropole ist. Die öffentliche Debatte nimmt nahm dabei noch zusätzlich an Fahrt auf, weil es in dieser Zeit zu einer neuen Welle von rechtextremer Gewalt in Deutschland kommtkam. In Hoyerswerda, Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen werden Anschläge verübt, mehrere Menschen mit Migrationsgeschichte werden getötet. Die Ortsnamen sind noch heute ein Symbol für den Hass auf Geflüchtete und Eingewanderte.

Dass es dazu einer Aufarbeitung der Vergangenheit, inklusive der Vergangenheit des olympischen Geländes bedarf, erkennt die Stadt und gibt Will man die Spiele austragen, muss die Geschichte des Ortes aufgearbeitet werden. Das erkennt auch Berlin und gibt in dieser Zeit mehrere Studien und Gutachten in Auftrag, die sich mit dem Ort Olympiapark beschäftigen sollen. In den Veröffentlichungen zeigen sich die Beteiligten zwar offen für An- und Umbauten auf dem Gelände, von dauerhaften Neubauten raten sie aber ab: der Gesamtkomplex soll nicht gefährdet werden.

Auch die Frage, was Und was sollte während der Spiele bloß mit den Skulpturen während der Olympischen Spiele passieren soll, wird diskutiert: Die Stadt beauftragt deshalb den Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann damit, ein Konzept für die Nutzung des Geländes zu erarbeiten. Die Instrumentalisierung der olympischen Idee durch die Nationalsozialisten sollte nicht länger beschwiegen, sondern einer "schonungslosen Analyse" unterzogen werden. Ein Problem war der Denkmalschutz der Statuen: entfernen ließen sie sich nicht. Hoffmann verstand die Bauwerke als künstlerischen Ausdruck nationalsozialistischer Ideologie und schlug vor, die Wirkung zu brechen, indem man sie passieren? Verstecken ging nicht, schließlich wollte sich Berlin seiner Vergangenheit stellen und auch der Denkmalschutz erschwerte die damalige Planung. Der Kulturpolitiker Hilmar Hoffmann schlägt vor, die Skulpturen der Größe nach "ironisch" auf dem Maifeld aufstellt. Die NS-Ästhetik sollte mit einer Art Gegenästhetik entkräftet werden. Neben der Kunst der Nationalsozialisten sollte etwas zu sehen sein, das dieser widersprach: Kunst, der die Nationalsozialisten den Namen "entartet" gaben und die sie verfolgten. Doch anzuordnen. Mit Kunst, die von den Nazis verfolgt und als "entartet" gebrandmarkt wurde, will Hoffmann die Wirkung der NS-Ideologie brechen. Nicht alle sind mit dem Vorschlag glücklich, doch dann nimmt die Debatte ein abruptes Ende, die Bewerbung für die Olympischen Spiele scheitert krachend: Nur neun von 88 Stimmen entfallen auf Berlin, die Spiele werden stattdessen in Sydney ausgetragenin Sydney ausgetragen.

Danach interessiert sich lange niemand mehr für den Olympiapark. Erst als die Fußballweltmeisterschaft 2006 näher rückt, werden auch die alten Fragen wieder diskutiert: was tun mit den Skulpturen? Braucht es ein neues Konzept? Und nun auch: findet das Finale im Olympiastadion statt? Der Berliner Club Hertha BSC will lieber einen Neubau – und scheitert mit der Idee. Stattdessen soll das Gelände historisch kommentiert werden: insgesamt 45 zweisprachige Bildtafeln werden auf dem Gelände aufgestellt. Angesprochen ist vor allem eine Zielgruppe: Fußballfans. Dann wiederholt sich die Geschichte: erst steigt das Interesse durch ein sportliches Großereignis, danach ebbt es wieder ab.

In den letzten Jahren wird wieder mehr über die Zukunft des Olympiaparks gestritten. Auslöser diesmal: die Sanierung des baufälligen Olympiageländes. Sollte man die NS-Bauten wirklich einfach restaurieren? Führt der Denkmalschutz nicht vielmehr dazu, dass die NS-Propaganda bis heute fortgesetzt wird? Einige fordern deshalb, alle Straßen- und Platznamen umzubennen und die Skulpturen zu entfernen. Historisch belastete Plätze könnten anders genutzt werden. Andere argumentieren, dass mit einer Entfernung der Nazi-Kunst niemandem geholfen ist: wichtiger sei es, aufzuklären – etwa mit einem Dokumentationszentrum.