Date: Fri, 29 Mar 2024 03:40:40 +0100 (CET) Message-ID: <1199667224.122.1711680040298@userwikis-live.cedis.fu-berlin.de> Subject: Exported From Confluence MIME-Version: 1.0 Content-Type: multipart/related; boundary="----=_Part_121_1597863584.1711680040298" ------=_Part_121_1597863584.1711680040298 Content-Type: text/html; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: quoted-printable Content-Location: file:///C:/exported.html
Nach L=C3= =A9vi-Strauss sind Hausgesellschaften =C3=9Cbergangsph=C3=A4nomene und = stehen zwischen t= ribalen Gesellschaften und Klassengesellschaften. Seiner Definition nac= h ist das Haus:
a corporate body holding an estate made up of both material and immateri= al wealth, which perpetuates itself through the transmission of its name, i= ts goods and its titles down a real or imaginary line, considered legitimat= e as long as this continuity can express itself in the language of kinship = or of affinity and, most often, of both
In der heutigen Ethnologie geht man nicht mehr von einer Evolution der G= esellschaftssysteme aus. Folgende zentrale Merkmale werden den house so= cieties zugeschrieben:
Die klassische Verwandtschaftsethnologie scheitert bei der Untersuchung = von Hausgesellschaften. Die Menschen sind nicht in einem festen Verwandtsch= aftssystem integriert, sondern benutzen verwandtschaftliche Begriffe frei u= nd strategisch, um Beziehungen herzustellen. Die Verwandtschaft wird zu ein= em symbolischen Idiom zur Identifikation. Die m=C3=B6glichen Verbindungen z= u einem Ahnen verfallen mit dem Tod. In dem Haus verdichteten sich Bedeutun= gen und symbolisch immaterielle, sowie materielle Werte.
Es ist die dominante Institution und holistische Struktur. Hausgesellsch= aften zeichnen sich durch soziale Flexibilit=C3=A4t im Umgang mit den vorha= ndenen Regeln und Werkzeugen (Denkmodellen) aus und werden nicht wie nach L= =C3=A9vi-Strauss als Zeichen sozialer Aufl=C3=B6sung betrachtet. Die besteh= enden Hierarchien werden mit verwandtschaftlicher Sprache vermischt. Die Zu= geh=C3=B6rigkeit wird gew=C3=A4hlt und kann gewechselt werden. Heirat ist i= n der Regel eine taktische Wahl, die freiwillig abl=C3=A4uft und nicht stru= kturell bedingt ist. Es gibt jedoch auch Hausgesellschaften, in denen pr=C3= =A4skriptive Heiratsformen existieren. Die Hausgemeinschaft ist gleichzeiti= g politische Einheit, Verwandtschafts- und Residenzgruppe. Sie ist dynamisc= h und wird mit Ritualen und Zyklen assoziiert. Soziale Ungleichheit kann, m= uss aber nicht vorhanden sein.
steht im Mittelpunkt der sozialen Organisation. H=C3=A4ufig sind Stammb= =C3=A4ume vorhanden, welche die weite Verzweigung der H=C3=A4user und damit= ihren Einflussbereich aufzeigen. Es ist m=C3=B6glich, zu mehreren H=C3=A4u= sern zu geh=C3=B6ren, doch stellt sich bei der Bestattung eines Toten die F= rage, zu welchem Haus er geh=C3=B6rte, da er dort begraben werden muss. In = Hausgesellschaften muss es keine Lineages, Clans oder Heiratsregeln, Patril= inearit=C3=A4t oder Abstammungsrechte und keine eindeutige Hauszugeh=C3=B6r= igkeit geben. Alle Kognaten sind in das System einbegriffen.
ist in ein Symbolsystem eingebettet und auf mehreren Ebenen codiert. Zwi= schen Haus und Menschen besteht eine enge dialektische Interaktionsbeziehun= g. Das Haus repr=C3=A4sentiert (implizit oder bewusst) die Gesellschaft. Es= ist Abbild des Gesellschaftsentwurfs und der kosmologischen Vorstellungen = der Menschen, Instrument des Denkens. In ihm werden R=C3=A4umlichkeit, = gender, Identit=C3=A4t und Status objektifiziert. Das Haus ist Ort und= Instrument der Sozialisation. Die Bauweise, die Raumaufteilung, selbst die= Sitzformen erscheinen dem Heranwachsenden selbstverst=C3=A4ndlich. Er nimm= t sie gewisserma=C3=9Fen als naturalisierte Ordnung wahr. Gleichzeitig gest= alten die Menschen das Haus nach ihrem gesellschaftlichen Code. Im Haus spi= egelt sich der menschliche Lebensprozess (=E2=80=9Eein altes ehrw=C3=BCrdig= es Haus=E2=80=9C usw.); hier treffen sich Permanenz (Kontinuit=C3=A4t des H= auses) und Fluktuation (ein Kommen und Gehen). Das Haus ist ein Besitz, ein= Ort, es muss aber kein empirisches Geb=C3=A4ude sein.