Date: Tue, 19 Mar 2024 05:16:00 +0100 (CET) Message-ID: <744715796.16.1710821760305@userwikis-live.cedis.fu-berlin.de> Subject: Exported From Confluence MIME-Version: 1.0 Content-Type: multipart/related; boundary="----=_Part_15_1131764397.1710821760300" ------=_Part_15_1131764397.1710821760300 Content-Type: text/html; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: quoted-printable Content-Location: file:///C:/exported.html
Die Analyse der Verwandtschaftsverh=C3=A4ltnisse ist f=C3=BCr di= e Beschreibung einer Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Dass eine Kultur= irgendeine Form von Verwandtschaft kennt, kann als universal betrachtet we= rden. Das Ordnungsprinzip der Verwandtschaft ist dabei jedoch von Kultur zu= Kultur unterschiedlich und die M=C3=B6glichkeiten ihrer Ausgestaltung bild= en ein =C3=A4u=C3=9Ferst flexibles Universum.
So muss Verwandtschaft nicht wie bei uns biologisch begr=C3=BCndet sein.= Die im pazifischen Raum lebenden Ipesen beispielsweise definieren verwandt= schaftliche Verh=C3=A4ltnisse durch die gemeinsame Landbestellung. Bei den = von Malinowski untersuchten Trobriandern wird der Vater nicht als Erzeuger,= sondern lediglich als sozialer Vater wahrgenommen. Die zentralen Konzepte = der Deszendenz und Allianz versuchen jene Kriterien a= ufzudecken, nach denen soziale Zugeh=C3=B6rigkeit definiert wird.
In vielen Gesellschaften, so zum Beispiel bei den N=C3=B6rdlichen Magar = im Himalaya (vgl. Oppitz: Onkels Tochter, keine sonst), existiert keine b= =C3=BCrokratische Organisation. So wie bei uns der Staat die zentrale Insta= nz f=C3=BCr die Organisation des sozialen Lebens ist, so ist dies bei ihnen= die Verwandtschaft. Sie ist die Institution, durch welche die soziale Ordn= ung bestimmt und Identit=C3=A4t gestiftet wird. In jenen nicht-staatlich or= ganisierten Gesellschaften bestimmt sie das Erbrecht, konstituiert sie die = Sozialstruktur und liefert den konzeptuellen Rahmen in deren Grenzen die Au= sgestaltung des Lebens stattfindet. Man spricht hier von der generalisierte= n Struktur der Verwandtschaft, eine zentrale Institution, die alle Belange = der Gesellschaft steuert.
Eine wichtige Methode der Verwandtschaftsethnologie ist die genealogische Methode.