Date: Fri, 29 Mar 2024 05:57:17 +0100 (CET) Message-ID: <1499568071.126.1711688237536@userwikis-live.cedis.fu-berlin.de> Subject: Exported From Confluence MIME-Version: 1.0 Content-Type: multipart/related; boundary="----=_Part_125_20430889.1711688237536" ------=_Part_125_20430889.1711688237536 Content-Type: text/html; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: quoted-printable Content-Location: file:///C:/exported.html
In intensiver Auseinandersetzung mit Karl Marx=E2=80=98 Thesen b= efand sich insbesondere Max Weber (1864-1920).
Mit seinem Werk: =E2=80=9EProtestantische Ethik und der Geist des Kapita= lismus=E2=80=9C lieferte er eine Art Gegenentwurf zu Marx' Kapitalismusanal= yse. Es ging ihm um die Frage, woher die spezifische =C3=B6konomische Ratio= nalit=C3=A4t des Kapitalismus stammt und er untersuchte diese mithilfe reli= gionssoziologischer Studien.
Der abendl=C3=A4ndische und organisierte Kapitalismus ist nach Weber fri= edlich, rational organisiert und auf Dauer angelegt. Zentral seien dar=C3= =BCber hinaus der Kauf von Arbeitskr=C3=A4ften, die Investition von Gewinne= n, die Trennung von Arbeits- und Privatsph=C3=A4re, die rechtliche Trennung= von Betriebs- und Privatverm=C3=B6gen, eine konsequente Buchf=C3=BChrung, = sowie die oberste Tugend der T=C3=BCchtigkeit.
Die Wurzeln des Kapitalismus entdeckt er im strengen Protestantismus cal= vinistischer Pr=C3=A4gung. Dieser sei gekennzeichnet durch eine reglementie= rte Lebensf=C3=BChrung, ein das ganze Leben durchdringendes Ethos von Verzi= cht und Selbstkontrolle und das Ideal der innerweltlichen Askese (im Gegens= atz zur au=C3=9Ferweltlichen des M=C3=B6nchs oder der Nonne).
Der Glaube daran, nur wenige seien von Gott f=C3=BCr das ewige Leben aus= erw=C3=A4hlt, f=C3=BChrte laut Weber zu einer existentiellen Vereinsamung, = zu religi=C3=B6sen =C3=84ngsten und zu tiefer Unsicherheit. Die einzige Ver= sicherung, dass man auserw=C3=A4hlt sei, best=C3=BCnde in t=C3=A4glicher go= ttgef=C3=A4lliger Lebensf=C3=BChrung, was zu rastloser Arbeit und Pflichter= f=C3=BCllung gef=C3=BChrt h=C3=A4tte. Wirtschaftlicher Erfolg, sowie Kapita= lvermehrung diente als Selbstzweck und die Ertr=C3=A4ge wurden als Investit= ion wieder in die Arbeit gegeben. Die Lebensf=C3=BChrung der Calvinisten se= i also auf Affektbeherrschung, Askese und Profit konzentriert gewesen. Das = Resultat war ein christliches, durchrationalisiertes Leben mit t=C3=A4glich= er Buchf=C3=BChrung, was zu einer =E2=80=9EGefangenschaft=E2=80=9C der Mens= chen in den =E2=80=9EAnstalten=E2=80=9C: Beh=C3=B6rden, B=C3=BCros, Fabrike= n und staatlichen Organisationen gef=C3=BChrt habe. Im Gegensatz zu Marx si= nd f=C3=BCr Weber die genannten Ideen und Vorstellungen Antrieb des Kapital= ismus und keinesfalls sekund=C3=A4r. Die Wirtschaftsform sei nicht Grundlag= e, sondern Konsequenz dessen.