Date: Fri, 29 Mar 2024 16:12:26 +0100 (CET) Message-ID: <870546015.159.1711725146188@userwikis-live.cedis.fu-berlin.de> Subject: Exported From Confluence MIME-Version: 1.0 Content-Type: multipart/related; boundary="----=_Part_158_83036923.1711725146187" ------=_Part_158_83036923.1711725146187 Content-Type: text/html; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: quoted-printable Content-Location: file:///C:/exported.html
Gespr=C3=A4che sollten nicht aus dem Alltag herausgehoben werden= , sondern in der konkreten Lebenswirklichkeit stattfinden. Zu bevorzugen si= nd freie Gespr=C3=A4che, in denen man den Befragten einfach reden l=C3=A4ss= t.
Ein vorgefertigter Fragebogen ist dabei keine geeignete= Form, da es eben nicht um vom Forscher erdachte Fragen gehen sollte, die a= u=C3=9Ferdem noch seinem subjektiven Kategoriendenken entsprechen, sondern = um die Fragen, die den Befragten bewegen, also jene, die sich mit seiner Le= benswelt besch=C3=A4ftigen.
Ebenso wie der Fragebogen ist auch das strukturierte Interview= strong> kaum eine gewinnbringende Methode. Es sollte lediglich bei einer se= hr begrenzten Zeit darauf zur=C3=BCckgegriffen werden.
Die n=C3=A4chstfreiere M=C3=B6glichkeit bietet das Leitfadeninte= rview, bei dem der Interviewer den Befragten frei erz=C3=A4hlen l= =C3=A4sst, eventuell eine Anfangsfrage stellt und ansonsten nur bei einem z= u stocken drohenden Gespr=C3=A4ch wieder zum Leitfaden zur=C3=BCckf=C3=BChr= t.
Das narrative Interview (lat. narrare: erz=C3=A4hlen) w= iederum ist vollkommen unstrukturiert. Hier l=C3=A4sst der Forscher sein Ge= gen=C3=BCber erz=C3=A4hlen, was diesen interessiert oder im Moment besonder= s besch=C3=A4ftigt. Der Interviewer kann dabei durch seine Mimik und Gestik= aber auch durch Antworten best=C3=A4rken und den Befragten zum Weitersprec= hen animieren. Er kann sogar sparsam von sich selbst erz=C3=A4hlen. Es soll= te aber ein ungebundenes Gespr=C3=A4ch bleiben und nicht in einer Diskussio= n m=C3=BCnden, da dies jedem ethnologischen Ziel im Weg st=C3=BCnde.
Die letzte Gespr=C3=A4chsform bildet das Tiefeninterview, in dem es um die oral history geht. Es ist ebenso frei wie das = narrative Interview. Statt der Frage nachzugehen, was den Befragten zu eben= jenem Moment im Heute bewegt, geht es um Erinnerungen und die Version der = Vergangenheit, die nicht in Aufzeichnungen erhalten geblieben ist, die m=C3= =BCndliche Vergangenheit.
Wie er die Erkenntnisse festh=C3=A4lt, bleibt dem Forscher selbst =C3=BC= berlassen. Er kann ein Diktierger=C3=A4t oder Notizen benutzen. Er kann abe= r auch lediglich ein Ged=C3=A4chtnisprotokoll anfertigen und sich in dem Ge= spr=C3=A4ch vollkommen auf sein Gegen=C3=BCber konzentrieren. Im Interview = sollte er aber auf keinen Fall einem vorgefertigten Plan oder Ablauf folgen= , sondern beispielsweise spontane Zwischenfragen stellen.
Zu beachten ist, dass Kamera und Diktierger=C3=A4t stets eine Distanz sc= haffen, sowohl von dem Forscher aus, dem bewusst wird, dass er kein Teilneh= mer, sondern nur Beobachter ist, und auch von dem Befragten aus, den solche= rlei Utensilien verunsichern k=C3=B6nnen.
Desweiteren nimmt der teilnehmende Beobachter an allt=C3=A4glichen Vorg= =C3=A4ngen teil, (siehe Brotbacken, J. Berrenberg), was es ihm h=C3=A4ufig = schlicht unm=C3=B6glich macht mitzuschreiben oder zuschneiden.