Date: Fri, 29 Mar 2024 06:34:11 +0100 (CET) Message-ID: <725511608.132.1711690451200@userwikis-live.cedis.fu-berlin.de> Subject: Exported From Confluence MIME-Version: 1.0 Content-Type: multipart/related; boundary="----=_Part_131_1638552268.1711690451199" ------=_Part_131_1638552268.1711690451199 Content-Type: text/html; charset=UTF-8 Content-Transfer-Encoding: quoted-printable Content-Location: file:///C:/exported.html
Elke Mader, Professorin f=C3=BCr Sozial- und Kulturanthropologie= an der Universit=C3=A4t in Wien, ver=C3=B6ffentlichte im Jahr 2008 ihr Wer= k =C3=BCber die Anthropologie der Mythen, das den zu behandelnden Text bein= haltet. Dieser umfasst die Einleitung und das anschlie=C3=9Fende Kapitel de= s eben genannten Werkes. Er gibt einige Aspekte der Mythenforschung wider, = erl=C3=A4utert die Definitionsproblematik von Mythen und geht schlie=C3=9Fl= ich auf ihre unterschiedliche Kategorisierung ein.
Mader beginnt ihre Einleitung mit einer kurz gehaltenen Definition von M= ythen, indem sie erkl=C3=A4rt, dass es sich hierbei um eine Form von Geschi= chten handelt, die ein Beispiel narrativer Kultur darstellen. Weiter projiz= iert die Autorin Inhalte, Verbreitung und Bedeutung von Mythen und macht de= utlich, dass das Feld der Mythen komplex und vielschichtig ist. =C3=9Cber e= inen kurzen Abriss der Geschichte der Mythenforschung kommt Mader zu dem Pu= nkt der Bedeutung der Mythenforschung in der Ethnologie. Hierbei macht sie = darauf aufmerksam, dass Mythen zur allgemeinen Theorienbildung der Diszipli= n beigetragen haben und eine Form von narrativer Kultur ausmachen.
Mader setzt in ihrem Werk einen regionalen Schwerpunkt ihrer Mythenforsc= hung und beleuchtet vor allem die Mythen der Shuar und Achuar im Amazonasge= biet von Ecuador und Peru, die auf eigenen Feldforschungen beruhen.
Das zweite Kapitel behandelt die Definitionsproblematik von Mythen und d=
ie Kategorien von narrativen Traditionen und deren Anwendbarkeit auf unters=
chiedliche kulturelle Kontexte. Dabei werden verschiedene Definitionen und =
Forschungsdiskurse bez=C3=BCglich der Mythen untersucht. Problematisch bei =
den verschiedenen Definitionen von Mythen sind die zahlreichen Perspektiven=
aus denen Mythen betrachtet werden k=C3=B6nnen. Damit kommt Mader zu der E=
rkenntnis, dass Mythen polysemische Diskurse sind, =E2=80=9Edie sich einer =
eindeutigen bzw. eindimensionalen Definition entziehen=E2=80=9C.
Die Autorin hebt daraufhin hervor, dass sie sich mit dem Mythos als Form v=
on Erz=C3=A4hlung, die mit vielen Materien des allt=C3=A4glichen Lebens ver=
bunden ist, besch=C3=A4ftigt.
Des Weiteren behandelt der Text die Einteilung der Erz=C3=A4hlungen in a= nalytische und autochthone Kategorien der Gesellschaft. Das analytische Kon= zept von William Bascon meint das Verst=C3=A4ndnis von Erz=C3=A4hlungen als= literarische Gattung, die sowohl M=C3=A4rchen, Mythen als auch Sagen beinh= altet. Bascon hat bei dieser Kategorisierung jedoch keinen universellen Ans= pruch. Neben diesen europ=C3=A4ischen Erz=C3=A4hlformen (Sage, Mythen und M= =C3=A4rchen) gibt es in anderen Kulturen andere Kategorien. So steht die er= st genannte Kategorie der autochthonen Typologie gegen=C3=BCber, die beispi= elsweise von Bronislaw Malinowski auf den Trobriand Inseln angewendet wurde= . F=C3=BCr diese Typologisierung ist die Funktion der Erz=C3=A4hlung von Be= deutung, d.h. welchen sozialen oder religi=C3=B6sen Nutzen diese besitzt. M= ader geht zur Verdeutlichung auf das Beispiel der Schuar- Erz=C3=A4hltradit= ion ein und stellt nochmals klar, dass der Terminus Mythos, wie sie ihn ver= wendet, als Sammelbegriff f=C3=BCr Erz=C3=A4hlungen, die den europ=C3=A4isc= hen Kategorien von M=C3=A4rchen, Mythen und Sagen verbunden sind verstanden= wird und weiter, autochthonen Kategorien der Erz=C3=A4hler zugeordnet werd= en.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Text dem Leser ein Verst=C3=A4n= dnis f=C3=BCr die unterschiedlichen Betrachtungsweisen des Begriffs Mythos = vermittelt und dem Leser zudem zu verstehen gibt, dass im Rahmen der Ethnol= ogie eine m=C3=B6glichst offene Definition von Mythen von Vorteil ist, um a= lle Formen der Erz=C3=A4hlungen der verschiedenen Kulturen zu umfassen.
[Textzusammenfassung von H. Gand]
Elke Mader =E2=80=93 Mythen und Natur
Anhand indianischer Gemeinschaften im Amazonasraum, wurden von verschied= enen Wissenschaftler_innen vier Modelle zur Beschreibung der Beziehungen zw= ischen Mensch, Natur und =C3=9Cbernat=C3=BCrlichem herausgearbeitet. Dabei = geht es um Prinzipien der Konstruktion sozialer Realit=C3=A4t und um die Be= ziehungen zwischen Mensch und Umwelt. Diese Modelle sind miteinander verflo= chten und kontextuell zu analysieren. Sie sind in polysemen Mythen enthalten und unterliege= n vielf=C3=A4ltigen Interpretationen.
Symbolische =C3=96kologie
Die Natur verf=C3=BCgt =C3=BCber eigene spirituelle Kraft (siehe Animismus). In dieses Konzept fl= ie=C3=9Fen Vorstellungen =C3=BCber eine beseelte Natur ein. Somit werden In= teraktionen und soziale Beziehungen zwischen Mensch und Natur m=C3=B6glich,= die sich z.B. in Ritualen =C3=A4u=C3=9Fern. Es besteht somit keine Dichoto= mie zwischen Natur und Kultur (siehe Claude L=C3=A9vi-Strauss), sondern ein Beziehungsgef=C3= =BCge. Nat=C3=BCrliche Ph=C3=A4nomene werden mit menschlichen Attributen ve= rsehen, wodurch es zu einer =C3=9Cberschneidung der beiden Sph=C3=A4ren kom= mt.
Perspektivismus
Vorannahme dass Menschen, Tiere und Geister sich aus unterschiedlichen P= erspektiven wahrnehmen und diese Wahrnehmung auf die Art der Interaktion zw= ischen ihnen Einfluss hat. Es gibt eine perspektivische Qualit=C3=A4t des D= enkens, die nicht auf andere Lebewesen =C3=BCbertragen werden kann und spez= ifisch ist. Kern dieses Modells ist die Aussage, dass die Wahrnehmung des M= enschen von anderen Wesen nicht der Wahrnehmung dieser Wesen vom Menschen e= ntspricht. Die Perspektiven sind nicht normativ festgelegt, sondern differi= eren je nach Wesen. Es gibt somit unterschiedliche Formen der Wahrnehmung u= nd Kategorisierung. Der Perspektivismus findet seinen Ausdruck in Mythen, K= osmologien und Ritualen.
Multinaturalismus
Vorstellung, dass die Seele (der Geist) die gemeinsame Dimension aller L= ebewesen ist und man von einer Gleichartigkeit der Seele aller Lebewesen sp= rechen kann. Das spezifische Charakteristikum der Lebewesen ist ihr K=C3=B6= rper, dieser bildet die Differenz zwischen den Wesen und erm=C3=B6glicht ei= ne Kategorisierung von Subjekten. Die K=C3=B6rper-Geist Dichotomie ist somi= t nicht statisch und =C3=A4u=C3=9Fert ihre Ver=C3=A4nderlichkeit in der Vor= stellung transformierter Lebewesen.
spirituelle Geographie
Die spirituelle Geographie sieht eine enge Verkn=C3=BCpfung von Geist un= d Macht, bzw. Kraft. Spezifische Teile der beseelten Natur gelten als Macht= instanz, bestimmte Orte und Landschaften werden mit Bedeutung aufgeladen un= d im Ritual genutzt. Diese Orte gelten dann als Kraftpl=C3=A4tze mit besond= erer spiritueller Macht und erm=C3=B6glichen eine intensive Interaktion zwi= schen Mensch und Natur.
( Zusammengefasst von L.Plaumann, Literatur: Mader, Elke 2008: Mythen und Na= tur, in: Dies.: Anthropologie der Mythen, Wien: Facultas, S. 40-58= .)