Wissen ist der Erfahrung vorgeschaltet. Alles, was wir wahrnehmen, wird durch unser Vorwissen in uns bekannte soziokulturelle Kategorien eingeordnet. Man geht also vom Bekannten aus, um Unbekanntes zu verstehen, dabei können sich die Kategorien verändern und erweitern, sie werden aber nicht ex nihilo geschaffen. Es gilt: "History is present in current action". In diesem Sinne ist "Verstehen die Erweiterung der eigenen Welterfahrung, nicht das Ersetzen des Bekannten durch das Hinzugekommene.“
Wir können einen Sprecher also nur in dem von ihm intendierten Sinne verstehen, wenn sein Code mit dem unseren übereinstimmt. Ist uns der Code der Sprecherin nicht bekannt, fallen wir einem "Irrtum in Bezug auf den Schlüssel" (Bourdieu, Pierre) anheim, sprich: Wir verstehen etwas falsch. Lässt sich ein Phänomen nicht mit einer uns bekannten Kategorie verbinden, so verstehen wir es überhaupt nicht.
Eine objektive Erkenntnis der "Wirklichkeit, wie sie wirklich, wirklich ist" (Jeanne Berrenberg), ist somit unmöglich. Erkenntnis heißt immer etwas als etwas erkennen.

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