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Bowie stellt sich weiterhin die Frage, welche Gemeinsamkeiten Weltreligionen haben und ob „ursprüngliche Religionen“ diese Gemeinsamkeiten nicht aufweisen. Dabei verweist Bowie auf die Beziehung von Religion und kulturellen Phänomenen, egal ob bei Weltreligionen oder „ursprünglichen Religionen“. Auf der einen Seite gibt es verschiedene Gemeinschaften, die einer gemeinsamen Religion angehören. Auf der anderen Seite werden verschiedene Religionen innerhalb einer Gemeinschaft ausgeübt. Laut Bowie gibt es hierin keinen Unterschied zwischen den Kategorien Weltreligionen und „ursprünglichen Religionen“. (ebd.) Eine Ausnahme scheinen diejenigen neuen religiösen Bewegungen zu sein, die sich selbst als Pagans (im Deutschen: (Neu-) Heiden) bezeichnen. Diese Bewegungen überschreiten kulturelle und sprachliche Grenzen von Gemeinschaften und berufen sich dennoch auf die Wichtigkeit der Zugehörigkeit zu bestimmten Orten und Lokalitäten wie in den „ursprünglichen Religionen“. Sie betonen den mündlichen und lokalen gegenüber dem schriftlichen und universalen Aspekt. Gläubiger von Weltreligionen, sowie Menschen, die sich bisher zu keinem Glauben bekannt haben, treten zu diesen Bewegungen über. Dies ist laut Bowie normalerweise ein Charakteristikum für Weltreligionen. Darüber hinaus wird eine weitere Entwicklung deutlich, die das Weltbild der Pagans betrifft. Pagans glauben an ein pantheistisches Weltbild und nicht an ein Weltbild mit der Erlösung Gottes wie in den Weltreligionen. Gott ist in der pantheistischen Weltsicht nicht personifiziert und allmächtig, sondern eins mit dem Kosmos und der Natur.

 Stevens Stevens präsentiert in der Einleitung des Sammelbandes Anthropology of Religion, ein Modell mit dem eine weitere Unterscheidung zwischen Religionen möglich wird. Dabei ist das Modell laut Stevens nicht auf alle, aber auf einen großen Teil der Kosmologien anwendbar. Er spricht von vertikalen und horizontalen Beziehungen. Die vertikalen Wechselbeziehungen bestehen zwischen den Menschen und einem Allmächtigen, sowie anderen Göttern, Helden, Ahnen, Geistern und anderen spirituellen Wesen, wobei sich die Geister und spirituelle Wesen auf der Ebene der Menschen befinden. Bei den horizontalen Wechselbeziehungen handelt es sich um Beziehungen zwischen Menschen und Hexen bzw. Kräften, die wirken. Dabei erwähnt Stevens, dass die Religionen des „Westens“ auf die vertikalen Wechselbeziehungen ausgerichtet sind und Religionen mit horizontalen Wechselbeziehungen als Aberglaube betrachtet werden. Dies sei nicht immer so gewesen: vor drei Jahrhunderten hatten die horizontalen Wechselbeziehungen im Westen ebenfalls eine Bedeutung. (Stevens 2011: 41ff) Diese Unterscheidung führt m.E. jedoch ebenfalls zu einer bewussten, wertenden Trennung zwischen den Religionen.

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