Die Postmoderne ist eine geistig-kulturelle Bewegung (Geisteshaltung/ Denkrichtung), deren Anfänge in der 2. Hälfte des 20. Jahrhundert liegen. Sie ist als Gegenbewegung oder Ablösungsbewegung zu der zunehmend als steril und totalitär empfundenen Moderne anzusehen.

Jean-Francois Lyotard definiert die Postmoderne als das Ende der die Moderne beherrschenden, mittlerweile jedoch unglaubwürdig gewordenen „Meta-Narrativen". Narrationen sind in Sprache fassbare Vorstellungen von der Wirklichkeit und von sich selbst. Mittels Meta-Narrativen/ Meta-Erzählungen schafft sich eine Gesellschaft/ Kultur gemeinsame Sinnstrukturen (Philosophie, Religion, Wissenschaft, Mythologie,...), in die der Einzelne seine Selbstnarration einbetten kann. Diese Meta-Narrative, diese Leitideen, die verschiedene historische Phasen dominierten, werden als nichtig erklärt. Evolutionismus, Funktionalismus, Strukturalismus und jede andere Form von „...mus" wurde abgelehnt, wie auch die Vorstellung objektiver Erkenntnis und Wissenschaft, die Idee einer homogenen und neutral beschreibbaren Kultur, der westliche Fortschrittsglaube, ...

Das Ende dieser Meta-Erzählungen bedeutet für die Postmoderne keinesfalls einen Verlust, sondern eine Befreiung – einen Sieg der Vielfalt, Offenheit und der Differenz über die Uniformierung, den Zwang, die Ordnung und die Möglichkeit der rationalen Durchdringung der Welt. Die Postmoderne stellt solchen großen Erzählungen, Theorien eine Vielfalt an Sprach-, Denk- und Lebensstilen gegenüber.

Postmoderne Ethnologen legten ihr Augenmerk auf Selbstreflexivität, die eigene Fachgeschichte, den Forschungsprozess und den Erkenntnisweg, auf detaillierte und betont subjektive Beschreibungen anderer Kulturen, die politische Dimension der Ethnologie und vor allem auf die Frage der Repräsentation – wie es bei James Clifford der Fall ist.

(Quelle: Ü Fach- und Theoriegeschichte im WS 09/10, AG 13: "Writing Culture"-Debate)

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